Do 28.04.2022
Joh 3:36 „Wer an den Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“
Kannst Du, Vater, den emotional ablehnen, den Du geschaffen hast und ewig liebst?
Zorn muss etwas anderes bedeuten.
Zorn: orgé Nahrung, Saft, Kraft → Trieb
Eifer, Strafgericht. (1)
Mir scheint, dass Dein Interesse und Dein Kampf um jeden nicht aufhört.
Wir haben nicht die Option, „in Ruhe gelassen zu werden“.
Am Ende gibt es nur Dein Reich und kein Raum für anderes. Kein drittes Reich außerhalb von Himmel und Hölle.
In der Welt versuchen viele, sich einzurichten als wenn die Welt alles wäre. Sie vermuten, dass sie sich aus den transzendenten Fragen raushalten können.
Vielleicht ist dort die Religion sogar eine Arte Betäubungsgift. Man betäubt die innere Ahnung, es gibt etwas Geistiges, indem man es in die Kultur oder Tradition einkerkert.
Du aber bleibst uns nahe und lässt uns nicht. Vielleicht auch mit „Posaunen und Feuerfackeln“.
Wir sind zwar frei, uns für Unfreiheit zu entscheiden, Du aber bist nicht frei, nicht zu lieben.
Das Wesen von Jemandem hat nicht die Option, dieses Wesen aufzugeben. Er wäre dann tot. Wenn Gott tot wäre, gäbe es jedoch auch nichts anderes mehr.
Solange etwas ist und nicht vielmehr nichts, liebt Gott.
Bedeutung im Blick auf den Anderen
Mir scheint, Gott hat ein anderes Recht auf den Menschen als ich. Ich habe kein Recht ihm zu Schaden, egal ob ich ihn damit nur wecken will.
Aber ähnlich wie Gott habe ich keine Freiheit, den Anderen nicht zu lieben.
Liebe ist kein Spiel, das ich spielen kann, oder nicht spielen kann.
Liebe ist der Ernstfall, todernst.
Insofern klingelt der Satz von Levinas in meinen Ohren: „Der Andere lädt mich vor“.
Eine zugleich freie und zwingende Verbundenheit.
Heutiger Text im Philosophischen Kalender: Buridans Esel. Er kann sich nicht zwischen zwei gleichen Heuhaufen entscheiden und verhungert.
Ich sage: Die Entscheidung ist nicht zwischen den Heuhaufen, sondern zwischen entscheiden und nicht entscheiden.
Wir haben nicht die Wahl, uns selbst zu leben oder uns an den anderen zu verschwenden. Denn uns selbst zu leben bedeutet letztlich zu verhungern, das heißt zu sterben, ohne je gelebt zu haben.
Sich an den Anderen zu verschwenden bedeutet, sich an ihn zu binden. Dein Leben ist meine Leben, dein Tod ist mein Tod. Denn der Andere bleibt ja frei.
So lässt sich Jesus festnageln. Tatsächlich, geistig und physisch.
Geistig z. B. sichtbar daran, dass er seine Königsmacht nicht in Beweisen nach außen kehrt.
Und zugleich dennoch den Menschen die Füsse wäscht, Judas die Füße wäscht.
Gebunden an Judas, zwar freiwillig, aber nicht optional.
Würde
Mir scheint, weil Du Dich so an uns bindest, haben wir eine Würde, die über alles, was wir selbst haben und sind, hinausgeht – im zu Dir zu gehören.
(„Entsetzlich große Würde“ → 24.08.2018) Kreuz
Die Würde des Anderen ist ein gültiger Anspruch an uns.
Auch hier scheint eine Asymmetrie auf. Wenn du, Freund, nicht weißt, dass ich zu dir gehöre, ja es garnicht willst, bleibt doch Verbundenheit in mir.
Wenn du, Bruder, stirbst, ist Schmerz und Verbundenheit in mir.
Wenn du, Dementer, mich nicht mehr kennst, kenne ich dich doch weiterhin.
Dependenz, Independenz, Interdependenz (Steven Covey).
Bis zu den Ahnen
und den kommenden Generationen.
Als B verbinde ich A und C und bin beiden existenziell.
Ein Gefängnis?
Hunger haben und deshalb essen zu müssen. Ist das Knechtschaft oder Lebendigkeit?
Einem kleinen Kind die Windeln zu wechseln, wechseln zu müssen. Deute ich es als Knechtschaft oder als Liebesdienst.
Genau das Richtige zu tun, das Rechte und das vielleicht nicht in dem Bewusstsein der Relevanz – Herrlichkeit oder Sklaverei?
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(1) Nachtrag zum Zorn: ὀργή orgé Zorn;
Von ὀργάω orgáo wimmeln, anschwellen (das impliziert, dass es nicht ein plötzlicher Ausbruch sondern eher ein plötzliches (bezogen auf Gott) festes, kontrolliertes, leidenschaftliches Gefühl gegen Sünde ist, eine beständige Entrüstung.)
ai.: Die Nahrung, der Saft, die Kraft(fülle) >> Trieb;
Gräz.: von der Bestrafung, welche durch die Magistrate ausgeführt wurde.
Quelle: Strongbibel.
Zunächst geht es mit in dem Satz „es muss etwas anderes bedeuten“ um den Satz davor. Das Zorn nicht eine emotionale Ablehnung dessen ist, den Gott geschaffen hat.
Selbst wenn ich nicht sicher weiß, was Zorn meint, kann ich sagen, was es nicht meint.