Unmündige

01.10.2022

Lk 10:17 Die Rückkehr der 70(72). Jesus preist die Unmündigen.

Unmündig: népios; ne: nicht; épos = Worte.

Wie im deutschen Wort „ohne Mund“.

Zwei Tage war mein Herz umgetrieben von Gedanken der realen brutalen Welt im Zusammenhang der Welt der Begegnung mit der geistigen Welt. Und ich hatte permanent das Gefühl, ich erfasse es nicht richtig, es ist zu groß. Ich stehe an einem Horizont und sehe das Ende nicht.

Ich möchte heute so praktisch wie möglich denken.

Beispiel:

Gestern saß ich hier und grübelt über die Dinge und schrieb an meinem Rechner als ich ein leises Wimmern im Erdgeschoss hörte.

Ich ging runter und fand meinen Enkel in einer misslichen Lage vor, mit heruntergelassener Hose und einem unangenehmen Missgeschick.

Ich danke Gott, dass ich heute, anderen früher, gut in der Lage bin, solch eine Angelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes zu bereinigen.

Ja, es gab ein Gefühl der Dankbarkeit dafür, einmal es nun zu können und die Gelegenheit dazu zu bekommen, etwas ganz Praktisches, unbedingt Gutes, tun zu können.

Oben, vor meinem Computer im Elfenbeinturm, gemeinsam mit Martin Buber habe ich kluge Worte gemacht, Mündigkeit bedacht.

Hier indessen benötigte ich keine Klugheit, keine Worte, die schlichte Tat war gefragt. Wenig später hörte ich ihn wieder draußen fröhlich lachen, alle Kummer war vergessen.

Ganz, gleich, gern.

Mir scheint, das Beste, was ich kenne, ist das gleich, ganz, gern (GGG). Es hinterlässt immer einen tiefen Frieden, einen Frieden, der durch nichts erschüttert werden kann.

Kurz vor dem eben angeführten Beispiel hatte ich noch gehört, wie meine Frau sich um meinen Enkel gekümmert hat. Meine Gedanken sagt mir nun, das wird sie schon im Griff haben. Aber waren meine Gedanken nicht Knechte meiner Bequemlichkeit? Erst die Zurückweisung der Gedanken und der Bequemlichkeit hat der Stimme des Herzens Raum gegeben.

Ich spüre mehr und mehr, dass ein inneres Anspruchsdenken für mich nicht recht ist. Und denken über Gerechtigkeit, Fairness, Anerkennung, Würdigung, Lob oder Erfolg. Die Gründe dafür sind umfangreich und gewaltig. Ich deute sie hier nur an:

Die Geschichte vom Schalksknecht, der unendlich viel erlassen bekommen hat und nun kein Recht hat einen Mitknecht zu würgen, dass er ihm die kleine Schuld bezahlt.

Durch das nahe sein Jesu und das ausgesandt-sein für Ihn in die Welt, habe ich so viel Ehre, dass ich nicht für irgendeine Ehre selbst kämpfen muss.

Jeder Kampf, jedes Bemühen um Anerkennung oder Gerechtigkeit blockiert meine Bedeutung, mein Segen-sein für den anderen.

Ich erlebe, dass dieses Bemühen sich auch als Humor tarnt.

Jedes wegräumen von herumliegenden Socken, jedes schweigen um sich selbst, jedes vorausschauende Aufmerken ragt in den Himmel hinein, in die ewige Welt in das Reich Gottes.

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