Jerusalem

Do 27.10.2022

Lk 13:31 ff Jerusalem, Jerusalem

In diesem Abschnitt bestätigt Jesus, dass Jerusalem die Propheten tötet, die zu ihm geschickt werden und auch Er dort sterben muss. Und zugleich drückt Er auf intensive Weise aus, (Er sagt: „Jerusalem, Jerusalem“), dass Er sich danach sehnt, Jerusalem zu helfen, wie eine Henne ihren Küken helfen will.

Das Wasser unsere Liebe fließt zumeist den Berg hinab, aber Jesu Liebe fließt der Berg hinauf.

Wir suchen die Menschen, die für uns sympathisch sind, die wir leicht lieben können. Dort, wo wir nicht willkommen sind, gehen wir nicht so schnell hin. Wer uns mag, den mögen wir. Wer uns akzeptiert, den akzeptieren wir.

Wer sucht die Nähe eines hochnäsigen, arroganten, selbstgerechten Menschen? Jemand, der mich ablehnt und mich vielleicht schlecht macht.

Es gelingt auch Jesus nicht, obwohl es sehr gerne möchte, Jerusalem zu bekehren, zu Ihm hinzuwenden, um es behüten zu können.

Aber vor allen theologischen Richtigkeit steht das persönliche Hören. Das persönliche Hören, das zur Gewissheit wird.

Jesus sagt nämlich: „Ich muss heute und morgen und am Tag danach wandeln“, und meint damit, außerhalb von Jerusalem.

Alles, was wir besitzen, auch theologische Richtigkeiten, haben die Tendenz dazu, uns zu besitzen.

Gutes Bibelwissen, das Hören von guten Predigern und Theologen, das Lesen von geistlichen Büchern ist gut. Aber es vermittelt uns eigentlich nur die Sprache, mit der dann Gott zu uns reden kann. Der Vater spricht in derselben Sprache zu mir, wie Er auch zu anderen gesprochen hat. Zu den Kirchenvätern, den Evangelisten, zu Heiligen.

Aber ich lerne eine Sprache nicht, um die Sprache zu können, sondern um mit Menschen zu sprechen. So ist die Bibel zunächst ein Sprachlehrbuch, ich möchte sagen eine „Höhrlehrbuch“.

Denn ich muss lernen, all die Dinge, die zu mir sprechen, zu unterscheiden.

Aber ohne die herrliche Freude direkt mit dem Vater zu sprechen, ist es nicht möglich, und nicht gut nach Jerusalem zu gehen. Der Weg ins Leiden kommt aus dem Vorgeschmack einer Freude und mündet in Freude.

Jerusalem, jedermanns Jerusalem, ist der Ort unserer Berufung, das Ziel der Pilgerreise. Es gibt einen langen Weg dorthin, eine gründliche Vorbereitung. Jerusalem ist der Ort des Dennoch. Nicht der Ort des äußeren Erfolges, sondern der äußeren Niederlage.

Liebe erkennt man nicht an der Sympathie, die man zu jemandem hat. Aber nur die Liebe ist am Ende fruchtbar und macht uns zu vollständigen Menschen, zu Menschen nach Gottes Ebenbild.

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