Keine Zeit zum Beten

Fr 28.10.2022

Lk 6:12 ff „Es begab sich aber zu der Zeit, als er auf einen Berg ging und er blieb über Nacht im Gebet zu Gott.“

Das Thema heute ist Gebet. Grundlage ist der Text in Lukas 6:12ff. „Es begab sich aber zu der Zeit, als er auf einen Berg ging und er blieb über Nacht im Gebet zu Gott.“

Am frühen Morgen beruft Er die zwölf Jünger, die dann mit Namen genannt werden.

Die Augen brauchen eine Weile, um sich an Dunkelheit zu gewöhnen. Die Seele braucht eine längere Weile, um sich an die Stille zu gewöhnen.

Die Kultur der Ablenkung, die es schon immer gab, aber heute stärker ist als jemals, sie wird nicht durchbrochen, allein durch Stoßgebete oder 10 Minuten Stille Zeit.

Die Qualität der Jünger war vermutlich nicht leicht zu erkennen. Personalgewinnung in der heutigen Zeit ist eine aufwendige Angelegenheit. Man könnte sagen, Jesus hat in dieser Nacht eine Weltfirma gegründet. Ich sage das so weltlich, weil wir oft denken wir hätten keine Zeit, weil wir wichtige Dinge zu tun haben. Das Problem, besonders unsere Zeit, ist, nicht, dass wir wenig Informationen haben. Wir haben zu viel Informationen. Und wir haben nicht zu wenig Erlebnisse oder Dinge, sondern wir haben von allem zu viel. Das Problem dieser Zeit ist das „zu viel“.

Dieses „zu viel“ ragt in jede Stille hinein, auch in die Stille eines Gebets.

Wir brauchen nicht viel Stille Zeit, wir brauchen stille Stille Zeit. Und dazu brauchen wir Zeit, um still zu werden.

Die Stille reinigt die Ohren und je reiner die Ohren sind, je gespitzter, desto besser kann ich unterscheiden, welches die Stimme Gottes ist.

Zwischen jedem Satz, den ich hier schreibe und den ich im Podcast spreche, sind mehrere Minuten Stille. Und bevor ich überhaupt beginne, ist eine längere Zeit der Stille (circa 30 Minuten).

Ich denke an eine Besichtigung eines modernen Autowerkes. Da steht nichts herum, da ist kein Schmutz, da hat alles seinen Platz und seine Ordnung.

In unserer Welt, in unseren Gedanken, und in unserem Herzen – ist da Ordnung, Sauberkeit?

Ablenkung, Information, Zerstreuung sind rasende Fluten in unsere Zeit und in unserem Leben. Und eine Reduktion ist nur mit einem kalten Entzug zu vergleichen. Es lohnt sich sehr, mit einem trockenen Alkoholiker über seine Erfahrungen zu sprechen. Und diese Erfahrungen mit dem eigenen Leben zu vergleichen. Ein Alkoholiker kann die Welt der nicht Alkoholiker sehen, wir aber leben in einem Rausch, in dem unsere ganze Umwelt lebt.

Mehr scheint, aus meiner Praxis als Therapeut heraus, eine wesentliche Folge des Getöses der Welt, der Gedanken, des Herzens ist Folgendes:

Menschen haben kein Gespür mehr, oder nie gehabt, für ihre Verantwortung, und damit auch für ihre Schuld. Meine Klienten kennen keinen Ort in sich, in dem sie sich schuldig fühlen, sondern sie fühlen sich immer nur als Opfer.

Der Gestaltungsraum, der aus dem Gebet kommt, ist groß. Jesus verantwortet jeden Namen seiner Jünger.

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