Schuld und Versagen

Sa 29.10.2022

Heute geht es mir um den Unterschied zwischen Schuld und Versagen.

Was finde ich vor?

Mir fällt kaum ein Beispiel ein, wo ein Mensch nicht Schuld mit Versagen gleichgesetzt hat. Dazu gehört die ständige Frage nach dem Warum. Das Warum fragt nach einem je anderen Grund als der, der offensichtlich vorliegt. Das Warum fragt meist nach einer Entlastung.

Das Versagen unterstellt mangelnde Ressourcen oder mangelnde Kraft oder zu wenig Gegebenes. Behauptet also in Wirklichkeit, keine Freiheit gehabt zu haben.

Die Umstände und Anforderungen aus der Umwelt deuten wir als Herren für unser Leben. Ebenso unsere Befindlichkeiten und Gefühle. Unsere Begabungen oder fehlenden Begabungen und die Biografie. Wir deuten sie als Herren. Wir haben Könige und Herren ausgetauscht, mit einer Knechtschaft unter den Lebensstandard oder der vermeintlichen Existenz.

Wenn ich in mein Mail Postfach schaue, oder in den Briefkasten von der Haustür, oder in den Newsfeed oder in WhatsApp, dann schaue ich in Wirklichkeit nicht nach Informationen, sondern nach einem Grund nicht selbst verantwortlich jetzt zu handeln. Auf welchen Impuls aus der Umwelt kann ich jetzt reagieren. Denn alles agieren bedeutet Verantwortung und Verantwortung bedeutet Schuld.

Selbst wenn ich in meinem Kopf nach Argumenten suche, nach Begründungen, was gut ist, ist es doch zumeist und in erster Linie eine Flucht. Solange ich im Fragen und im Suchen bin und im geliebten Zweifel, habe ich keinen Platz für eine verantwortete Entscheidung und darum geht es mir eigentlich.

Ich suche das Gefängnis, um mich hinterher, genüsslich oder jammervoll, über genau dieses Gefängnis zu beklagen.

Wenn ich all die Stellen anschaue, in denen ich das gesagt so tue, kriecht ein Entsetzen in meinem Herzen hoch. Selbst dafür möchte ich nicht verantwortlich sein.

Es wäre gut, diese Dunkelheit eine Weile auszuhalten und auszukosten, um die Finsternis wahrzunehmen und zu schmecken.

Nicht von dieser Welt

Wenn Jesus Christus nur in die Welt gekommen wäre, um uns von unserem Leid in („in“ ist hier vielleicht besser als „und“) unserem Versagen zu erlösen, dann wären wir immer noch verloren.

Der Mensch war ein Abbild Gottes und ist durch seine selbst verantwortete Schuld von Gott getrennt. In seiner Trennung ist er zum Bestandteil der Welt geworden. Und damit sterblich, wie Gott klar gesagt hat: Du wirst sterben.

In der Natürlichkeit der Welt ist sterben normal und natürlich. Der Mensch aber ist von Gott zu Seinem eigenen Bilder geschaffen worden, also nicht sterblich.

Wir wollen uns gerne in der Natürlichkeit der Welt einrichten und es dort gemütlich haben. Aber dazu ist Christus nicht gekommen. Versöhnung mit Gott bedeutet Sohnschaft, also Wesensähnlichkeit mit Gott.

Es ist eine Kränkung des Vaters, wenn wir, seine Kinder, die Welt vorziehen vor der Sohnschaft. Und genau das ist es, wenn wir unsere Freiheit leugnen und damit unsere Verantwortlichkeit und unsere Gottesähnlichkeit.

Die Welt, mit ihren Gründen, ist ein reißender Strom und ein lautes Geschrei, das ständig ruft: „Das geht nicht, ich kann nicht, du bist nicht schuld!“ Und wir geben ihr die Ehre, indem wir danach handeln, nach Gründen suchen, nach Versagen fragen – und nicht nach Verantwortung.

Für heute ist keine Zeit mehr darüber zu schreiben, warum es nicht so schwer ist, die Freiheit zu ergreifen. Danke fürs Zuhören.

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