Gottes Demut

01.11.2022 Allerheiligen

Um 9:00 Uhr heute findet das Interview bei Radio Horeb statt, zum Thema Demut. Mir scheint, das Bedeutendste bei dem Thema Demut ist die Demut Gottes.

Alles leitet sich von Gottes Demut ab.

Wer ist „Heilig“?

Heute ist der Tag Allerheiligen. Man kann nur auf der Erde, im realen Leben, ein Heiliger werden. Aber die Heiligsprechung erfolgt immer nur von Menschen, die bereits verstorben sind. Heiligkeit ist ein Zugehörigkeitsbegriff. Er spricht davon, dass der Heilige ganz zu Gott gehört. Zur notwendigen Prüfung der Heiligkeit gehört jedoch eine weiterhin bestehende Beziehung der Heiligen zu den auf Erden lebenden Menschen. Dies geschieht zum Beispiel, indem geprüft wird, ob Gebete an diesen Heiligen offenbar erfüllt wurden (genauer: Bitten).

Heilig zu sein bedeutet also nicht irgendwie ein toller Kerl, ein toller Hecht zu sein, sondern ganz zu Gott und ganz zu den Menschen zu gehören.

Um heilig zu werden, muss ich mich also danach ausrichten, so zu werden, wie die Offenbarung Gottes. Die Offenbarung Gottes ist Sein Sohn Jesus.

Gottes Demut

Die substanzielle Eigenschaft Gottes, die Ihn von allen anderen Göttern unterscheidet, ist Gottes Demut. Und als Wesenseigenschaft Gottes ist Demut so groß, dass ich sie nicht umgreifen, umschreiben kann, sondern nur versuchen zu horchen, was mir darüber offenbart wird.

Gottes Demut drücke sich in Jesus aus

Paulus drückt es im Philipper Brief, Kapitel zwei, mit Worten aus wie: Entäußerung, Erniedrigung oder Knechtschaft. Wir Menschen dagegen denken an Begriffe wie: Entwicklung, Entfaltung, Selbstverwirklichung.

Ich kann mir die Herrlichkeit, die Jesus beim Vater hatte, nicht recht vorstellen, denn ich kenne nur den Staub der Erde. So kann ich auch das Mass der Erniedrigung Jesu nicht erfassen, ich kann nur spüren, dass es maßlos ist.

Gott demütig sich selbst. Zum Beispiel, indem Er von einer Frau geboren wird, die nun die Mutter Gottes ist. Und in dem Er sich freiwillig unterwirft, unter seine Eltern. Lange Jahre schweigt. Sein Volk Israel erträgt, das Jahrhunderte Seine Gnade nicht recht annehmen konnte. Oder genauer nicht annehmen wollte.

In dem Prozess vor dem Hohenpriester ohrfeigt Ihn ein Gerichtsdiener. Diese Ohrfeige ist das Maximum, was ich mir vorstellen kann, in das ich mich einfühlen kann. In das weitere kann ich mich nicht mehr einfühlen, es mir zu groß und zu schwer. Aber auch diese eine Einfühlung verschwindet in dem Moment, wo ich daran denke, dass Jesus Gott ist, und dieser Mann Gott geschlagen hat.

Mir scheint, es ist klar und offenbar: Gott ist demütig.

Unter uns Menschen, bei mir, hat die Demütigung und die Demut schnell den Beigeschmack des Klein-seins, der Reduzierung, der Vernichtung, ja vielleicht der Nichtung.

  • Und dieses Gefühl ist zunächst ein berechtigtes Gefühl, denn Gott, der uns ins Sein rief, möchte nicht unsere Nichtung.
  • Jesus konnte nicht vernichtet oder genichtet werden, weil Er aus Seinem Sohn sein gelebt hat. Vom Vater her und von sich selbst her blieb Er immer Sohn und blieb damit immer Gott.
  • Und so auch wir. In der Wiedergeburt der Taufe werden wir Kinder Gottes. Und in dem Maß, wie wir im Laufe unseres Lebens, die Vaterschaft Gottes annehmen, werden wir zu Söhnen.
  • Wer nun nicht mehr um sich selbst kämpfen muss, weil er im Vater geborgen ist, wird frei den Anderen ganz in den Blick zu nehmen und Dinge von ihm zu tragen.
  • Demütig sein bedeutet also nicht einfach klein sein, wenig sein, oder gar nicht sein, sondern die Erinnerung an die Würde, die ich habe durch jemand anders, durch den Vater. Und ich bleibe im Vater, in dem ich diese Würde anderen schenke.

Ein Kommentar zu „Gottes Demut

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