Wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?

Sa 05.11.2022

Lk 16:11

Im Evangelium von heute, bei Lukas 16, ist vom ungerechten Mammon die Rede und davon, dass wir nicht zwei Herren dienen können.

Darüber ist schon viel gesprochen worden, ich denke heute nach über die Verheißungsseite.

In Vers elf steht: So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das wahrhaftige anvertrauen?

Und im Vers zwölf steht: So Ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?

Das Fremde ist offenbar das Geld und damit alles Materielle, was wir bekommen, über das wir zwar verfügen, aber was nicht wirklich unser ist. Die Erde, auf der wir wirken, ist uns gegeben. Von Anfang an. Und unser Auftrag war und ist, zu bebauen und zu bewahren.

Hier ist unsere Aufgabe treu zu sein.

Jetzt einen Sprung zu einem anderen Aspekt des gleichen Themas: Aus Sicht der Empfänger von Geld ist die Frage, ob Geld in unserer Umgebung und unserer Zeit das wesentliche Bedürfnis der Menschen ist.

Und aus Sicht des Gebers von Geld ist es die Frage, ob es sein wertvollster Besitz ist.

Und, wie oben gesagt, ist es nicht wirklich mein Besitz, sondern meine Illusion der Autonomie. Wenn ich an dem, was mir geliehen wurde, festhalte, als eine Abwehr der Bezogenheit zu Gott, offenbare ich damit, dass ich das Eigentliche nicht habe, eben die Bezogenheit zu Gott.

Ich sag’s mit anderen Worten: Das wirklich Eigene oder Eigentliche des Menschen ist seine Personalität, aber auch seine Bezogenheit zu Gott. Alles, was ich habe, gibt mir die Option, frei zu wählen, zwischen Selbsthabe, und Gott gehören.

Der Prüfstein ist die provisorische Autonomie, die Möglichkeit zu glauben, ich hätte mich selbst.

Das wahre oder Wahrhaftige ist die Substanz, aus dem alles gemacht ist. Und unsere Bezogenheit zu Gott ist substanziell, ist Substanz, ist das Wahre und ist das Wirkliche.

So wie Buber sagt: allein in der Begegnung geschieht Wirklichkeit.

In dem Maße, indem ich das Provisorische, also Geld und materielle Dinge, nur verwalte und nicht besitze, in dem Maße werde ich dem anderen gegenüber Gott sein. Nicht im Sinne von Herr sein, sondern im Sinne von Knecht sein, so wie Jesus Knecht war und ist. Unsere eigentliche Würde erhalten wir dadurch, dass Gott uns dem anderen gegenüber, eben diese Würde der Begegnung gibt. In der Sohnschaft Gottes sind wir dem anderen in diesem Sinne Gott.

Das Geld, das ich habe, ist ein Machtmittel und Macht habe ich ja immer gegenüber jemand anderen. Dagegen besteht das Wesen des Sohn-seins darin, dem anderen zu dienen, ihm Knecht zu sein.

Es ist wie ein Schleier oder ein Vorhang, den das Reich Gottes um sich gehüllt hat. Diesseits des Schleiers ist Selbsthabe und eine gewisse Macht. Der Schleier selbst ist unattraktive Knechtschaft. Aber Vorsicht: gemeint ist nicht Knechtschaft aus Schwäche. Sondern Knechtschaft vom Glanz der Herrlichkeit her, der hinter dem Vorhang durchschimmert.

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