Ich bin wirksam, so oder so.

Mo 07.11.2022

Lk 17:1-6 Jesus droht denen, die Verführen.

Das Evangelium von heute steht bei Lukas im siebzehnten Kapitel. Jesus bedroht diejenigen, die die Kleinen, wie Er sie nennt, verführen.

Ich habe in den letzten Tagen darüber gesprochen, dass kein Mensch ohne Kontext handelt und denkt. Jeder ist jedem ein Lehrer, ein Vorbild – und damit auch ein Verführer.

Jesus bedroht den Verführer in einem unerträglichen Maß, so, dass es mir wie ein Stein im Magen liegt.

Die Angst, durch Äußerungen Menschen zu falschen Gedanken zu verführen, gerade auch im theologischen Bereich, kann mich erstarren lassen.

Ich habe gelernt, dass der beste Weg das Falsche und Böse vermeiden, ist, das Richtige zu tun. Aktiv zu tun. Meine Zeit damit zu füllen.

Ich denke, meine Gefährdung ist nicht so sehr die Verführung zum Bösen, sondern dass ich das Gute unterlasse, was ich hätte tun können.

Ich betrachte die Rückseite der Geschichte von dem Mühlstein, den Jesus nennt, als Strafe für den Verführer.

Wenn ich so wirksam für den anderen bin, dass es eine solche Strafe nach sich ziehen kann, so geht es auch andersherum. Ich bin allzeit wirksam für den anderen.

Und meine Wirksamkeit und meine Bedeutung für den anderen kann nicht hoch genug ermessen werden.

Ich denke an zwei Lehrer, die mein Leben beeinflusst haben. Der eine hat mich auf einen Weg raus aus der Schule gebracht, den man als Abstieg bezeichnen kann. Ein anderer Lehrer in der Berufsschule hat die Grundlage für einen, mindestens bildungsmäßigen, Aufstieg gelegt.

Das Ergebnis des ersten Lehrers war, dass ich mich für einen schlechten Schüler gehalten habe, und darauf hin in fast allen Fächern eine, teilweise zwei Noten, abgerutscht bin, und letztlich das Gymnasium verlassen musste.

Der Lehrer war kein schlechter Mensch. Er war nur in seinem Unterrichtsfach nicht erfolgreich und hat diesen Misserfolg auf die Schüler projiziert. Ich erschrecke, wie nahe auch ich an solch einem Verhalten stehe. Wenn ich überfordert bin, kann es schnell passieren, dass ich auch Fehler bei anderen suche. Es sieht wie eine kleine Schwäche aus (es ist ein Kampf um den Selbstwert), aber es wirkt immer massiv auf den anderen.

Es ist ja so, wenn ich um mich selbst kämpfe, kämpfe ich immer auch zugleich gegen den anderen. Zum einen, weil wir in einer relativen Welt leben. D. h. mein Erfolg ist immer der Misserfolg des anderen, das relativ Kleinere des anderen. Aber vielmehr: Meine Aufmerksamkeit richte ich auf mich und der andere braucht sie. Denn nur die Aufmerksamkeit eines anderen bewahrt ihn davor, genauso wie ich, sich um sich selbst zu bemühen und negativ für die Welt zu sein.

Sich um sich selbst zu kümmern ist ein normales natürliches Verhalten. Wir Menschen jedoch sind nicht einfach nur „natürlich“. Seitdem Christus in die Welt gekommen ist und wir die Gabe des Heiligen Geistes empfangen können, und sein Geist zu unserem Geist spricht, seitdem haben wir eine übernatürliche Verantwortung. Wir haben die Verantwortung für Gottes Ehre.

Wir haben es uns nicht ausgesucht – aber es gibt keinen neutralen Ort für uns. Gott hat uns nicht für ein schönes, glückliches, zufriedenes, gesundes Leben geschaffen, nein, Er hat uns zu Seiner Ehre geschaffen.

Veröffentlicht in Allgemein

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