Der Eifer um Dein Haus hat mich gefressen

Mi 09.11.2022

Joh 2,13 ff

Die Überschrift über den Abschnitt in der Bibel lautet meist „die Austreibung der Händler“ oder die „Reinigung des Tempels“. Oft wird damit ein sogenannter „heiliger Zorn“ begründet, der irgendwie gerechtfertigt ist.

Für uns heute ist der Tempel die Gemeinde Gottes oder die Kirche. Nämlich der Leib Christi.

Zuerst betrachte ich den Tempel, den Leib Christi. Es ist die ganze Kirche. Nicht nur einfach die Gemeinde, in der ich bin, oder die Denomination. Und nicht nur alle Denominationen, sondern auch die Geschichte der Kirche ihrer Vergangenheit, in ihrer Gegenwart, ihre Zukunft. Als Bestandteil des Leibes Christi gehöre ich ganz dazu. Ich eifere um das, für das ich Verantwortung habe, für das, was mir die Väter hinterlassen haben, was mir der Reichtum der anderen Denominationen gibt und was meine lokale Gemeinde für Themen hat.

Und nicht nur der Reichtum der anderen Kirchen geht mich etwas an, sondern auch ihr Leiden, ihre Verwundungen und auch ihre Fehler.

Zuerst geht es also darum, die Kirche zu sehen und zu erkennen, dass die Probleme der Kirche meine Probleme sind. Gehöre ich doch zum Haupt der Kirche (Jesus). Und leidet der Leib, so leide ich mit. Mit dem Leib und mit dem Haupt.

Darf, oder gar soll, ich nun die Tische der Händler umwerfen?

Jesus wird dasselbe gefragt. Darfst Du das? Womit begründest Du Dein Recht, so zu eifern?

Und wir haben uns nicht nur zu rechtfertigen vor den Menschen, sondern auch vor Gott. Denn es ist seine Kirche.

Jesus begründet zum einen mit Seiner Zugehörigkeit zum Vater und mit Seiner gesamten Sendung. Beides, so scheint mir, trifft auch auf uns zu.

Eifere ich um des Vaters willen, wirklich um Gottes willen? Oder es ist mein eigener Eifer?

Und bin ich insgesamt bereit, den Weg, den Gott für mein Leben geplant, vorbereitet, gedacht hat, auch bis zu Ende zu gehen?

Jesus erklärt sich bereit, sich von Ihnen, damals den Juden, heute den Christen, abbrechen zu lassen oder einreißen zu lassen. Das Verb, das in meiner Bibel mit abbrechen übersetzt ist, ist griechischer lýo, ‭ was genau „lösen“ heißt (λύω‭ lýo ‭lösen).

Man kann also dieses Abbrechen oder Auflösen auch als Erlösen oder Lösegeld bezahlen, deuten. ‭

Diese Texte öffne ich für mein Leben so viele Baustellen, dass ich mich auf ein oder zwei konzentrieren möchte. Welche Dinge legst Du, Vater, mir für jetzt aufs Herz?

Ich nehme mir ein Beispiel an meiner Freundin vom Radio Horeb. Sie wirkt in die Kirche hinein. Zumeist sehr freundlich, aber an notwendiger Stelle auch energisch kritisch. Das alles tut sie mit großer Weisheit und mit großer Liebe zur Kirche.

Als Zweites will ich es mehr zulassen, den Schmerz des Vaters, den Schmerz Jesu, an der Unreinheit Seines Leibes zu spüren. So zu spüren, dass mein innerer Raum davon erfüllt ist und ich kein Platz mehr frei ist für meine eigenen Befindlichkeiten oder Ängstlichkeiten, die ich habe.

Veröffentlicht in Allgemein

Hinterlasse einen Kommentar