Leben in Welt und Zeit.

So 13.11.2022

Lk 21:5-19 Endzeit, Verführung, Zeugnis

Der Text heute ist recht umfangreich. Er handelt von der Endzeit und von der Verführung in der Endzeit durch Menschen, die sagen, sie wären Christus. Und der Text handelt von Kriegen und Unruhen und davon, dass wir nicht überlegen sollen, wie wir Dich bekennen sollen, Herr Jesus, sondern dass es uns gegeben wird.

Da viele Menschen, und ich selbst, diesen Text schon oft gelesen haben, und das Ende des Kirchenjahres eben vom Ende handelt, wir aber doch erleben, dass bald Weihnachten ist und dass wieder vom Anfang die Rede ist, weil das so ist, taucht das Gefühl eines Zyklus auf. Alles dreht sich im Kreis, es gibt kein wirkliches Ende, keinen wirklichen Anfang, weil sich alles wiederholt. So scheint es manchmal, vor allem wenn man schon länger auf der Erde ist.

Aber in Wirklichkeit ist es so, wie es in dem Film „und täglich grüßt das Murmeltier“ exzellent beschrieben wird. Ich empfehle diesen Film mindestens zweimal anzuschauen.

Ein Aspekt ist dabei, dass ich eine typische Wiederholung als etwas Langweiliges oder Nervendes deuten kann, oder den Umstand wahrnehmen und annehmen kann, dass es wiederholt wird, weil ich es immer noch nicht verstanden habe.

Damit ist eine Wiederholung eine Art Beitrag zur Scheidung. Es scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite die, die immer weiter gelangweilt sind, es wegdeuten wollen, Ruhe haben wollen, die Herausforderung nicht annehmen.

Für diese, die aus den Wiederholungen nicht lernen wollen, gibt es zunächst die Langeweile, später aber Ängste. Das ist so im persönlichen Leben, und es ist so in der Entwicklung der Welt. Denn die Zeit ist eben nicht zyklisch, sondern das Rad der Zeit rollt auf ein Ende hin.

Auf der anderen Seite ist der, der sich über Wiederholungen freut, weil er darin immer tiefer eintauchen kann in die Wirklichkeit, die immer dieselbe ist, die wir aber nicht ausloten. Und der, der immer tiefer erfasst, um wen es in dem Rad der Geschichte geht, und der dem, der die Zeit lenkt, immer näher kommt. Der erlebt eine Befreiung von Angst und eine Unabhängigkeit von Umständen; in seinem eigenen Leben, und im Leben der Welt, der Ereignisse, die auf ein Ende zu laufen.

Zum Abschluss wage ich eine kleine Auslegung mit allem Vorbehalt.

Die Ereignisse, von denen Jesus in diesem Abschnitt spricht, erfüllen sich ziemlich genau in der Besetzung und Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Christi. Die Weisheit der Kirche hat diesen Text jedoch im Kanon gelassen, obwohl dieser Kanon erst hunderte Jahre später festgelegt wurde. So muss ich heute zunächst die Kirche als Adressat dieses Textes deuten. Jesus spricht hier zu den Juden und heute zur Kirche. Denn andere werden es nicht lesen, und werden sich nicht dafür interessieren. So deute ich die Gefahr der Verführung insbesondere für die Kirche und damit für uns selbst als Glieder der Kirche.

Ich bin als Christ sowohl in der Welt als auch in der Kirche und beide Ereignisse und beider Verhalten geht mich etwas an, betrifft mich, liegt in meiner Verantwortung.

Und ich bin sowohl im Zyklus in der Wiederholung als auch zugleich in der Entfaltung und Endlichkeit der Zeit. In dem Film „und ewig grüßt das Murmeltier“, geht es auch darum, den Zyklus zu beenden, indem ich den Zyklus erfülle.

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