Sehe ich?

Mo 14.11.2022

Lk 18:35-43 Der Blinde von Jericho

Es geht mir heute darum, ob ich sehen kann.

In dem Dienst „Evangelium Tag für Tag“ gibt es für jeden Tag ein Zitat eines heiligen oder anderen wichtigen Menschen zu dem Text. Heute wird der heilige Rafael Arnáiz Barón zitiert, der von 1911 bis 1938 gelebt hat.

Barón, der selbst in seinem Leben häufig krank gewesen ist, schreibt:

„Ich besitze einen so großen Schatz, liebe Schwester! Ich möchte schreien vor Freude und der ganzen Schöpfung zurufen: Preist den Herrn! Liebt den Herrn! Er ist so gut, Er ist so groß, Er ist Gott! … Die Welt sieht das nicht; sie ist blind. Und Gott braucht Liebe, viel Liebe. Ich kann Ihm nicht alles geben; ich bin klein; ich werde wahnsinnig! Ich möchte, dass die Welt Ihn liebt, aber die Welt ist Sein Feind. Herr, welche Qual! Ich beobachte es und kann nichts daran ändern … Ich bin verschwindend klein und unbedeutend, und die Liebe in mir erdrückt mich. Ich habe den dringenden Wunsch, dass meine Brüder, meine Freunde, alle, Dich sehr liebten … Wie weh tut es, wenn man Menschen sieht, die unberührt bleiben, wenn sie Jesus mit Seinem Gefolge vorbeiziehen sehen!“

https://www.craft.do/s/sQttH5kHFQS3gI

Mir scheint, dass das wahres Sehen ist. Der blinde Bartimäus von Jericho wusste, dass er nicht sieht und wollte sehen. Wir können bei der physischen Heilung stehen bleiben. Mir aber scheint viel bedeutsamer Jesus so sehen zu können, wie es der heilige Arnáis Baron getan hat.

Zuerst geht es also darum, zu erkennen, dass ich blind bin, und dass es nicht gut ist, blind zu sein. Bartimäus scheint mir ein Vorbild zu sein für einen Mann, der viel „stille Zeit“ hat. Der hört, was die Menschen von Jesus sagen, und der es in seinem Herzen bewegt. Und der dem nachgeht, was er von diesem Jesus will. Wir haben nicht in der Hand, wann Jesus bei uns vorbeikommt. Aber wir haben in der Hand, vorbereitet zu sein.

Wenn Jesus mich zu sich lässt, und mich fragt: „was willst du dass ich dir tue“, was werde ich dann, mit brennendem Herzen, sagen?

Ich weiß, was ich von Dir will: Ich will von ihm empfangen, das Herz der anderen Menschen, ihr Leiden, ihre Einsamkeit, so zu sehen, wie Du Herr Jesus, es siehst, alle Zeiten, auch jetzt. Ich weiß, in dem sehen, und nur in solchem sehen, werde ich vollkommene Gemeinschaft mit Dir haben.

Der blinde Bartimäus saß lange blind in Jericho. Und auch Arnáis Barón hat eine lange Zeit der dunklen Nacht, der Finsternis, erlebt, bevor er das sehen konnte, was oben steht. Im Text auf meiner Seite befindet sich ein Link zu einer Kurzbiografie von ihm. https://www.craft.do/s/LiSfqj557EtMNF

Gestern habe ich über Geduld gesprochen. Und Geduld und Ausharren ist nötig. Ich habe schon gesagt und wiederhole: Um Kartoffeln zu ernten, muss ich Kartoffeln pflanzen und lange warten, in tiefer Dunkelheit.

Nach der ersten Begegnung mit Jesus ist es so, wie mit den Blinden in Markus 8:24. Nachdem Jesus seine Hände aufgelegt hat, sagt der Mann: Ich sehe die Menschen wie Bäume, die umhergehen. Viele Menschen laufen dann einfach los und wundern sich, wie oft sie fallen und stürzen. Genau so habe ich es auch gemacht.

Aber ich will die Menschen nicht nur sehen wie die Bäume, die umhergehen, sondern ich will die Kostbarkeit ihrer Herzen sehen. Um die Herrlichkeit der Sterne und der Milchstraße zu sehen, braucht es eine finstere Nacht und eine lange Zeit, um die Augen an die Nacht zu gewöhnen. Ich habe schon ein wenig gekostet von der Herrlichkeit Anteil zu nehmen an eines anderen Herzen. Ich unterbreche hier, denn der Tag ruft.

Veröffentlicht in Allgemein

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