Gefangene

Mi 23.11.2022

Lk 21:12 ff. Von der Verfolgung in der Endzeit

„Man wird die Hände an euch legen, euch verfolgen, euch überantworten, gefangen nehmen.“

Es geht nun nicht mehr um Dinge, die außerhalb von mir sind, die in der Welt geschehen, die ich in der Zeitung lese oder bei n-tv sehe. Es kommt ganz an mich heran, ganz nahe.

Die meisten Christen in Deutschland haben keinen Nachteil davon, dass sie zu Jesus Christus gehören. Inzwischen leben wir aber in einer Situation, in der mehr als die Hälfte der Menschen sagen, sie könnten ihre Meinung in Deutschland nicht frei sagen. Und es gibt viele Menschen, die erheblichen Nachteile davon haben, dass sie dennoch ihre Meinung sagen. Darunter sind jedoch nicht viele, die um ihres Glaubens willen Schwierigkeiten haben.

Die Menschen sind aus verschiedenen Gründen Christen. Zumeist, weil sie irgendetwas davon haben. Sei es, dass sie eine Tradition pflegen, dass sie Segen wollen, dass sie Gemeinschaft wollen, dass sie Beruhigung wollen.

Viele wollen auch ihr religiöses Gefühl befriedigen. Mir scheint, wir sind Gefangene. Nicht Gefangene und Christi Willen, Gefangene um unser selbst willen.

Auf vielen Gitterstäben steht: Ich muss das und das tun, ich kann das und das nicht tun. Und auf vielen steht: Ich habe keine Lust das und das zu tun oder ich habe Lust auf dies und jenes.

In unserem Gefängnis sind wir kaum eine Gefahr für die Welt. Warum sollte die Welt uns in ihr Gefängnis stecken, wo wir doch schon in unserem eigenen Gefängnis stecken!

Die Mechanismen der Welt funktionieren bei Christen zumeist genauso wie bei nicht Christen. Seien es Verlockungen und Verführungen oder seien es Bedrohung und Ängste.

Wir fürchten uns vor dem Gefängnis um Christi willen und leben doch bequem im Gefängnis um unseret willen.

Wer aber ein Gefangener Christie ist, der fürchtet sich nicht vor einem Gefängnis in der Welt.

Fürchte ich mich?

Der Weg von dem einen Gefängnis in das andere führt durch den Sturm der Freiheit und der Verantwortung. Ja, ich fürchte mich vor falschen Entscheidungen. Vor einem Gefängnis aus den falschen Gründen. Ich will nicht um meiner Meinung willen in ein Gefängnis, denn eine Meinung ist schon ein Gefängnis.

Ich weiß aus Zeugnissen, dass es weder schwer noch schrecklich ist, um Christi willen Gefangener zu sein. Aber wenn ich mein eigenes Gefängnis verlasse, bin ich alle Zeit in der Gefahr von Lots Weib. Besonders, wenn ich mir unsicher bin. Ich bin in der Gefahr Israels, das in der Wüste Hunger hatte, und dem die Fleischtöpfe Ägyptens dann extrem verlockend erschienen.

Ich möchte Jesus so gut hören, dass ich mir nicht unsicher bin ob meines Weges. Denn, wenn ich Ihm nahe bin, fürchte ich mich nicht.

Um von jedermann gehasst zu werden, wie Jesus sagt, muss ich für jedermann bedeutsam sein. Muss ich eine Gefahr für die Gefängnisse der Menschen sein. Denn der Mann ohne Furcht ist eine Gefahr für eine Gesellschaft, die von der Furcht lebt.

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