Theologie der Freude

Fr 25.11.2022

Lk 21:29-33 Erkennen des Endes wie am Feigenbaum.

„Himmel und Erde werden vergehen.“ So könnte man summarisch die Evangelien der letzten Tage zusammenfassen. Und heute kommt dazu, dass wir die Zeichen der Zeit erkennen sollen.

Der Blick auf die Zeichen der Zeit ist dazu geeignet traurig, melancholisch und trübsinnig zu werden. Die Taubheit der Menschen, von der ich gestern sprach, das „erweckt“ sein (woke sein), das doch nur Überheblichkeit ist. Oder der Transhumanismus. Und nun soll ich auch noch darauf achten, ob das nicht schon ein Zeichen der nahen Wiederkunft Jesu ist.

Mein Herz wird verwandelt in das, auf das ich schaue. Schaue ich zu lange auf das Sodom und Gomorrah der Gegenwart, werde ich selbst zu Sodom und Gomorrha – oder ich werde depressiv.

Eine einseitige Sicht auf die Theologie von der Endzeit führt zu falschen Ergebnissen. Sie führt dazu, sich von der Welt abzuwenden. Oder sie führt dazu, sich von dieser Theologie abzuwenden.

Der Blick auf die Gerichtete der Endzeit, auf die Bosheit der Menschen, auf die Zerstörung der Natur und das erkalten der Liebe darf nicht geschehen, ohne Weihnachten im Blick zu haben. Ohne den Satz: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn sandte.“

Wer sich voller Abscheu von der Welt abwendet, also umwendet, wird vor sich nicht das Reich Gottes und nicht den Himmel haben. Zwar gibt es eine Scheidung in der Welt, wir wissen aber nicht, wer wohin gehört.

Die Traurigkeit über die Welt, die keine Erwartung hat, keine Hoffnung, nicht Freude erwartet, führt direkt ins Nichts, ins Nirgendwo, weg von Gott.

Ich erwarte das Heil der Welt nicht von der Welt, aber für die Welt. Ich möchte so sein wie Jesus. Kranke heilen, die doch wieder krank werden, Not lindern, die doch wieder entstehen wird. Nicht im Blick auf Erfolg, sondern im Vollzug des Reiches Gottes durch mich. Meine Wirksamkeit wird dabei gewährleistet dadurch, dass ich zum Haupt gehöre, dadurch, dass ich Teil des ganzen Leibes bin.

Ich wende mich nicht ab von der Dunkelheit, denn in der Dunkelheit erscheint das Licht. Und als Teil des Leibes Jesu bin auch ich Licht in der Dunkelheit.

Wenn mein Vater früher den Garten umgegraben hat, hat er oft bis tief in die Dämmerung hinein gearbeitet. Er hat nicht gesagt: „Da ist ja gleich kein Licht mehr, dann lege ich mal den Spaten aus der Hand.“

Maximilian Kolbe, der im KZ Auschwitz für einen Familienvater in den Bunker ging und letztlich für ihn starb, hat nicht gefragt, ob sichergestellt ist, dass dieser Mann überleben wird. (Franciszek Gajowniczek überlebte Auschwitz und starb erst 1995 mit 94 Jahren). Kolbes Licht leuchtete selbst in Auschwitz, über den Tod hinaus.

Hinterlasse einen Kommentar