Mehr als Gehorsam: Entschlossenheit

Mo 05.12.2022

Lk 5:17-26 / Vier Männer bringen einen Gelähmten durchs Dach.

Theresa von Avila spricht mehrmals von entschlossener Entschlossenheit. Es ist in gewisser Weise das Gegenteil von der amerikanischen Redewendung, das Beste zu geben. Alles zu geben, was man kann, hat den Blick immer noch auf sich selbst. Entschlossene Entschlossenheit lässt jedoch alles hinter sich und kennt nur noch einen Gedanken. Es ist ein Sprung über einen Abgrund, bei dem es kein zurück gibt. 

ἀνήρ‭ anér ‭Mann‭ steht dort. Ein Wort, das mit Stärke, Mut und Tapferkeit zu tun hat. 

Es hat nichts zu tun mit Selbstsucht und Eitelkeit.

In dem Film Hacksaw Ridge von Mel Gibson wird ein Mann mit dieser Entschlossenheit gezeugt – übrigens eine wahre Begebenheit. Und dieser Mann tat es aus seinem Glauben heraus.

Es ist eben nicht Stoizismus, sondern ein Wollen, das größer ist, als man selbst. Ein Wollen, das einen beliebigen Preis zahlt. 

Aber das Wollen ist nur eine Komponente. Die anderen sind: 

Einmal: Für wen will ich, was ich will?

Die Männer in dieser Geschichte wollen es für einen, der sich in „Auflösung“ befindet. Einen ganz Schwachen: ‭παραλύω‭ para-lýo ‭auflösen‭;

Und die dritte Komponente ist, dass all ihre Stärke und ihr Wollen auf einen noch viel Stärkeren abzielt. In all ihrer Entschlossenheit erwarten Sie die Lösung nicht von sich selbst. 

Obwohl Jesus Christus allmächtig ist und barmherzig und jedem Menschen helfen will, trotz all diesem ist es nötig, dass wir restlos alles tun, alles geben. 

Die Gnade hebt den Kampf nicht auf!

Ein Kampf, der nicht in Alternativen denkt. Der nicht an Scheitern denkt. Wie hätten die Männer da gestanden, wenn der Mann nicht geheilt worden wäre? 

Entschlossene Entschlossenheit ist kein Aktivismus. Es ist eine endgültige Entscheidung dafür, was meine Heimat ist, welches der Ort ist, für den ich mein Leben lasse. 

Die Männer in der Geschichte verbinden sich mit einem Sünder. Sie kämpfen also nicht um einen Mann ihresgleichen. Sondern um jemanden, dessen Sünde viel schlimmer ist als seine Krankheit. In unserem Sprachgebrauch sagen viele: Hauptsache gesund. Für Jesus ist das nicht so. 

Und wir?

Wir wissen nicht, was Sünde ist, was ein Sünder ist. Vielleicht finden wir jemand unsympathisch. Dann halten wir uns auf Distanz, in Einzelfällen versuchen wir ihn zu korrigieren. 

Eine tödliche Erkrankung halten wir für entsetzlich. Einen sündigen Menschen nennen wir jedoch nur schwach. 

Es ist ein langer Weg. Die Verantwortlichkeit für die eigene Sünde zu akzeptieren. Sünde als viel schlimmer denn eine Krankheit zu erkennen. Die Verlorenheit des je anderen als so existenziell zu empfinden, dass ich mit „entschlossener Entschlossenheit“ diesen Menschen zu Jesus bringe. 

Es ist Zeit, die eigene Verantwortlichkeit anzuerkennen.

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