„So dich dein Auge ärgert“

Di 06.12.2022

Mt 18:12–14 Jedem der 100 Schafe nachgehen.

Die Geschichte handelt von dem einen Schaf, dass nicht bei der Herd in der 100 ist. Und davon, dass der Hirte genau dieses Schaf suchen wird.

Der Kontext der Geschichte zeigt, dass es hier nicht um mich geht, dem Schaf, das von Gott gesucht wird. Nicht ich bin hier das verlorene Schaf, sondern es geht um mich als den, der das Schaf suchen soll.

Es geht hier auch nicht um Evangelisation oder Zeugnis für Jesus Christus. Sondern es geht um Heiligung. Es geht darum, wie ich mit meinem Bruder umgehe.

Mir scheint, es geht in diesem Abschnitt um Menschen, die schon Christen sind. Um Geschwister. Und unseren Umgang mit Ihnen.

In diesem Kontext fällt das härteste Wort, dass ich im neuen Testament kenne.

“‭V9.‭ ‭Und‭ so‭ dich‭ dein‭ Auge‭ ärgert‭‭, reiß‭‭ es‭ aus‭‭ und‭ wirf’s‭‭ von‭ dir‭. Es ist‭‭ dir‭ besser‭, daß du einäugig‭ zum‭ Leben‭ eingehest‭‭, denn‭ daß du zwei‭ Augen‭ habest‭‭ und werdest‭‭ in‭ das höllische‭ Feuer‭ geworfen‭‭.‭”

(Matthäus 18:9, Lut)

Das Wort „ärgern“ heißt genauer: σκανδαλίζω‭ skand-alízo, ‭verführen.

Wozu könnte mein Auge mich denn verführen?

Mir scheint, das wird im zehnten Gebot angedeutet. Du sollst nicht begehren, deines Nächsten Weib. (2 Mo 20:17 b)

Es geht darum, dass ich das, was Gottes ist, nicht für mich nutze.

Wenn ich etwa demjenigen nicht nachgehe, der sich von der Herde entfernt. Es sind ja noch die Vielen da, was kümmert mich der Eine.

Oder wenn ich den Anderen nicht in mein Herz aufnehme. Zum Beispiel, weil er ermüdend ist oder schräg.

Oder wenn ich seine Aufmerksamkeit missbrauche für meine eigenen Geschichten und meine eigene Ehre.

Der Bruder ist mir nicht Objekt. Denn er ist Gottes intimer Geliebter. Er ist der, von dem Gott von mir verlangt, dass ich ihm nachgehe – um Gottes willen.

Die Schärfe in Jesu Worten zeigt die Bedeutung meiner Verantwortlichkeit in der Beziehung. Wer denkt, er könne mit Jesus allein selig werden, irrt gewaltig.

Keine Seligkeit ohne den Bruder!

Es ist besser, dass mir ein Auge fehlt und der Bruder bei mir ist. Denn wenn ich allein komme und meine, ich bin im Himmel, dann wird es die Hölle sein.

So ist Heiligkeit nicht allein die Zugehörigkeit zu Gott, sondern auch substanziell die Zugehörigkeit zum Bruder. So wie ich Gott Gehorsam schuldig bin, so bin ich es auch meinem Bruder. Die erste Meile mit ihm zu gehen ist Gehorsam. Aber Gehorsam hat kein Maß, also gehe ich jeweils, immer neu, eine zweite Meile mit ihm.

Der Text heute scheint mir kaum tragbar. Am liebsten würde ich sagen, ich warte, bis Jesus mich den Weg führt. Aber das ist in diesem Wort schon geschehen. Weil es ein Wort Jesu ist, kann ich es tun. Und nachdem ich angefangen habe es zu tun, erwarte ich die Kraft Gottes.

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