Elia’s Leidenschaft

Sa 10.12.2022

Mt 17:9-13 Abstieg vom Berg. Jesus erklärt Elia und das Leiden.

Das Auftreten von Elia ist mir ein Geheimnis. Ich sehe ihn im alten Testament. Ein Mann Gottes. Ein Mann, der im Sturmwind in den Himmel auffährt.

Ich sehe ihn auf dem Berg der Verklärung neben Mose stehend, mit Jesus redend. Ich höre von Matthäus, dass es Johannes der Täufer ist.

Ein Mann, sowohl im Himmel als auch auf Erden. Ein Mann an der Seite Jesu.

Aber warum bleibt er nicht in der Herrlichkeit des Himmels?

Er muss für sich selbst nichts erreichen, er hat alles.

Die karmelitischen Mystiker wollen Gott schauen, erleben Verzückungen. Dann aber dienen sie Gott in den Niederungen der Welt. Der selige Maria Eugen Grialou überschreibt den zweiten Teil seines Werkes mit: „Heiligkeit für die Kirche“.

Erlösung, Heiligkeit, das hat nicht den Zweck in den Himmel zu kommen. Sondern für den je anderen dienstbereit zu werden. Ein fortschreiten in der Frömmigkeit, in der Heiligkeit, dient dem anderen, nicht mir selbst.

„Die Menschen haben mit ihm gemacht, was sie wollten“, so sagt Jesus von Johannes. Das ist die Geschichte von gestern. Wir Menschen tun, was wir wollen. Und darum können wir weder Johannes als Elia erkennen, noch Jesus als Christus erkennen.

Die Leidenschaft des Elia ist nicht der Himmel, sondern die Menschen. Seine Aszese soll ihn nicht in den Himmel bringen, von da kommt er ja gerade, sondern soll sein Herz aufreißen für die Menschen. Es wird im Kopf und Kragen kosten.

Alle Sorge um mich selbst ist Sorge um einen Sterbenden. Und zwar kommt sein Sterben von seiner Sorge um sich selbst. Das, womit ich mich retten will, ist das, was mich umbringt.

Wer sich selbst liebt, wird an dieser Liebe sterben.

Denn die Liebe ist ein gerichtet sein. Richtet sie sich auf den anderen, wird sie in Gott gerettet sein, denn Gott erkennt den Liebenden als jemanden von Seiner Art.

Dem anderen zu dienen, selbst wenn es mich Kopf und Kragen kostet, bringt mich auf den Berg der Verklärung neben Mose und Jesus.

Das Maß meiner Hingabe an den anderen offenbart das Maß meines Glaubens.

Etwas konkreter:

Einen nahen Menschen auf einen Fehler hinzuweisen, eine Charakterschwäche, klingt wie eine freundliche, vielleicht liebevolle Fürsorge.

Aber er hat mich nicht danach gefragt.

Und Gott kommt in dem allen nicht vor.

Wenn sich diese, seine Schwäche offenbart, empfinde ich einen Schmerz. Auf einen Schmerz reagiere ich entweder mit einem Lösungsversuch, oder mit Distanz.

Das ist ein innerweltliches Vorgehen.

Du, Herr Jesus, gehst nicht so mit mir um.

Du wartest, bis ich Dich frage. Und Du bleibst bei mir, auch in meinem Fehler und meiner Sünde. Dass Du in dem Schmerz, in dem Leid, bleibst, schafft quasi eine himmlische Ungerechtigkeit.

Und der Vater hat Raum, diese Ungerechtigkeit durch Gnade auszugleichen.

Der Schmerz, den ich Dir zufüge, Herr Jesus, ist wie ein Kontrastmittel für mein Gewissen. Ich sündige nicht zu meinem Schaden allein, sondern zum Schaden anderer, zu Deinem Schaden.

Meine Sünde in dem Beispiel ist eine „gewissenlose“ Antwort zu geben, oder in eine innere Distanz zu gehen.

Gewissenlos heißt hier: Eine Antwort aus mir selbst heraus, meinem „besser Wissen“, meinem Gerechtigkeitsgefühl, meinem, meinem, meinem.

Das Gewissen ist das Ohr nach außen, zu Dir hin.

Ich breche ab, ich spüre, es sind nur Fetzen. Unvollständig, wie auch sonst.

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