Ineinander gewebt

Sa 17.12.2022

Mt 1:1-17 Stammbaum Jesu zu Josef hin.

Die Genealogie des Matthäus ist interessant, aber ist sie auch relevant für mich, für uns heute?

Ich bin dem Thema Genealogie in der Bibel etwas nachgegangen. Es kam mir das Wort Gewebe, oder „weben“ in den Sinn. Ich benutze bisher oft das Bild des Teppichs. Vielleicht ist das Bild des Gewebes besser. Es beinhaltet und illustriert die unbedingte Zusammengehörigkeit. Und es hat die Aspekte des Horizontalen und Vertikalen.

Matthäus betont den Zusammenhang zu den Vorfahren von Anfang an. Komplementär betont Lukas den Kairos, die aktuelle Zeit. Zum Beispiel in Kapitel zwei: „Es begab sich aber zu der Zeit“.

Dass ich bin, hängt mit meinem Vater zusammen. Und dass mein Vater ist, hängt an seinem Vater. Wie an einem Webfaden von Anfang an. Und ebenso, dass meine Kinder sind und alle Kindeskinder, die noch sein werden.

Und, mehr noch als in der sichtbaren Welt, habe ich in der unsichtbaren Welt bedeutsamen Einfluss auf die Zeit, auf den Tag heute.

Mein Leben ist ein Kreuzungspunkt. Mein eingebunden sein und meine Bedeutung reichen in zwei Dimensionen. Und das ganze Gewebe ist eines.

Und: in der Genealogie Jesu, sowie Seiner Bedeutung für die Zeit auf Erden, hat Gott sich vollständig einweben lassen in die Welt.

Die Welt ging nicht nur von Ihm aus, sondern sie ist in Ihm und Er ist in ihr.

Ich spüre, dass nicht nur meine eigene Biografie, sondern auch meine Genealogie, meine Vorfahren unbedingt zu mir, zu meiner Verantwortung, zu meinem Leben gehören.

Josef ist bedeutsam als Ehemann der Mutter von Jesus. Und er ist Nachfahre von König David. Seine Bedeutung hängt an seinen Beziehungen und seinem verantwortlichem Gehorsam. Und es sind Beziehungen, die ihm gegeben sind, ebenso wie das Wort in seine Nacht hinein (Traum). Denn, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Maria frühzeitig verlassen.

Jesus selbst, und damit Gott in Ihm, ist verwoben mit Seinem Geschlecht und Seiner Zeit. Darum bleibt er auch in Seinem Volk.

Maria wusste von der Verheißung an das Volk Israel. Eine Jungfrau in Israel würde den Messias gebären. So war sie eine rechte Jungfrau, eine Frau voller Erwartungen.

Und sie wurde und blieb eine rechte Mutter. Eine Mutter bis unter Kreuz und Grab des Sohnes.

Heute noch ein Wort zu Luzifer. Viele meinen, seine schrecklichste Gestalt wäre Krieg und Hungersnot, Seuchen und Katastrophen. Aber das ist nicht wahr.

Das Wesen Luzifers ist Autonomie. Als herrlichster Lichtträger liebte er sich selbst mehr als seinen Schöpfer.

Damit geht von ihm ein Riss im Gewebe Gottes aus.

Und seine Verführung an uns ist die Verführung zur Autonomie.

In dem Thema heute um die Autonomie von Eltern und Ehepartnern und vielleicht manchmal sogar von (erwachsenen) Kindern.

Ein Beispiel:

Eine Klientin, die den anhaltenden Ehebruch ihres Mannes beklagt, begegnet zum Beispiel dem Unverständnis ihrer Schwiegereltern. Auch sonst erlebt sie vielleicht Verständnis für ihre Gefühle, aber nicht für die Wirklichkeit. Für die Wirklichkeit des Risses und des Diabolischen. Diábolos „der Verleumder, Durcheinanderwerfer, Verwirrer“.

Der populäre Begriff der Selbstverwirklichung ist gefährlich nahe an der Rebellion. Rechte Selbstverwirklichung ist Selbstannahme. Seelsorgerlich ist dazu allerdings noch einiges zu sagen.

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