Das Hören des Schweigenden

So 18.12.2022

Mt 1:18-24 Der Engel redet zu Josef im Traum

„O, schaffet Schweigen!!“ Das war die Überschrift über meinen ersten Text, den ich veröffentlicht habe (2014). https://wertbegegnung.de/?p=49

Schon Kierkegaard, den ich damit zitiere, hatte das gesagt und damit nicht geschwiegen. So geht es nicht um etwas Absolutes, sondern um etwas, was im Rahmen der Zeit und der aktuellen Phänomene gesagt ist. Etwas, was mahnt und in ein ausgespannt sein führt.

Rede ich wenig genug?

Ich beobachte, dass Menschen, die praktisch arbeiten, häufig wenig reden. Ich beobachte, dass wenig Reden Bedingung fürs Hören ist. Und Hören ist die Bedingung für Gehorchen und für Gehören.

Josef ist der heilige Mann, von dem kein einziges Wort überliefert ist. Aber hören und gehorchen ist überliefert.

Gestern sprach ich darüber, dass der größte Feind des Menschen sein Streben nach Autonomie ist.

Aber bei allem Autonomiestreben gibt es im Menschen doch noch eine Sehnsucht nach Gemeinschaft und Beziehung.

Wenn diese Sehnsucht im Menschen nicht ganz vernichtet werden kann, so kann doch genug Lärm geschaffen werden, genug Getöse und Gerede, dass der Mensch den anderen nicht mehr wahrnimmt. Und ebenso seinen Schöpfer nicht mehr hören kann.

Eingehüllt in einen Kokon aus Informationen, News, Aktualitäten, Musik, Gerede, Bilder und Ablenkungen werde ich schwerhörig, ja taub.

Selbst wenn ich etwas Wahres gefunden habe, wird es durch die Sucht nach Neuem zugedeckt. Und wahr ist, dass ich immer noch zu viel rede und immer noch sehr nach Neuem frage.

Reden ist gut, und forschen ist gut, wenn es unter der Zucht des Geistes steht. Aber reden und forschen hat sein Mass verloren, geschweige denn, dass es unter der Zucht des Geistes stehen würde.

Es geht dabei nicht um das Schweigen um des Schweigens willen, oder um das zähmen der Neugier an sich. Sondern es geht um Jungfräulichkeit. Es geht darum, das Eigentliche nicht von mir selbst zu erwarten, sondern von woanders her, genauer: von meinem Schöpfer her.

Josef kannte, wie Maria, die Verheißungen für sein Volk. Ich habe gelesen, dass ein frommer Jude zu jener Zeit große Teile der Thora auswendig konnte.

Auswendig lernen geschieht zumeist durch Wiederholen, nicht durch forschen.

Das Wiederholen ist das Gegenteil von „News“.

Das Maß dessen, was Gott mit uns anfangen kann, hängt sehr an Maß der Hörfähigkeit. Und, wie ich schon oft gesagt habe, am Gehorsam. Josef ist einer, der immer sofort gehorcht. GGG, gleich, ganz, gern.

Manchmal horcht und gehorcht mein Enkelsohn auf ein Wort von mir, ein leises Wort, das ich nur einmal gesagt habe. Eine heilige Freude und Dankbarkeit ist das für mich.

Wie viel mehr wird es dem Vater so gehen, wenn ich auf ein leises Wort von Ihm sofort gehorche.

Die Liebe Gottes hat Ihn nach Seinem eigenen Willen an unsere Zustimmung gebunden. Jedes Werk eines Menschen, das aus den Menschen selbst kommt, ist vergänglich, wenn nicht sogar schädlich. Allein der Gehorsam erlaubt uns Teilhabe an Gottes Werk, das allein ewig ist.

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