Ehrfurcht

Di 20.12.2022

Lk 1:26-38 Verkündigung Gabriels an Maria

Seit Sonntag gibt es ein neues Brennen in mir. Es geht dabei um den Umgang mit Gott, mit Seinem Wort, mit Seiner Offenbarung.

Alles Bibelforschen, Suchen nach Übersetzungen und Übersetzungsfehlern; alle historischen Untersuchungen und Einordnung in Kontexte, hat zwei Ausgänge.

Der eine Ausgang ist der Ausgang der Hybris, der intellektuellen Befriedigung, der eigenen Richtigkeit – ähnlich den der Pharisäer. Es ist der Ausgang, der letztlich weiter von Jesus Christus weg führt, als es jeder Heide sein kann. Er nährt das Wissen und verstopft das Gewissen. Zu solchen sagt Jesus: Ich kenne euch nicht, weicht von mir, ihr Übeltäter.

Der andere Ausgang, der andere Weg, ist der Weg des Schreckens. Es ist der Ausgang, an dem Maria steht. Voller Erschrecken, voller Angst, aber auch voller Vertrauen und Gehorsam. Der Engel spricht von ihrer Angst, φοβέω‭ phobéo – sich fürchten.

Vor Gott stehe ich nicht mit einem Recht auf Erbarmen. Gott ist völlig frei und vor Seiner Herrlichkeit, vor Seiner Heiligkeit vergehe ich. Je näher ich Gott komme, oder Gott zu mir kommt, desto weniger stehe ich überhaupt noch.

Jedes Bibellesen, dass mich nicht hungrig macht auf das Eintreten des Engels in meine Gegenwart, ist von übel.

Wer meint Gottes Wort zu verstehen, ohne dass der Heilige Geist es ihm zeigt, konstruiert sich seinen eigenen Gott. Er macht sich sein Gottesbild. Darum geht es wohl im ersten Gebot.

Der Heilige Geist ist Wirksamkeit Gottes. Er kommt nur, wenn er wirken kann. Und da er immer auf unsere Zustimmung wartet, auf unsere Gehorsamsbereitschaft, kommt Er nur zu dem Gehorsamen. Sein Interesse ist weniger, dass wir mehr über Gott wissen. Sein Interesse ist die Verherrlichung Gottes. Und die geschieht in unserem Gehorsam. Studien sind nur dann gut, wenn diese zur Verherrlichung Gottes führen.

Will ich ein Holzscheit im Ofen Gottes sein? Das kann ich nur, wenn ich Gott mehr liebe, als mich selbst.

Ich kann mich nicht selbst anzünden, aber ich kann das Anzünden zurückweisen. Ich weise es zurück, wenn ich mich selbst liebe.

Vielleicht gibt es Phasen, in denen Gott mich auferbaut. Aber wozu? Das eigentliche ist immer die Erschütterung. Damit Gott nicht nur für Sich, sondern auch für mich alles in allem sei.

Mein Sein wird dann von Gott neu geboren werden.

Und immer ist das erste Zeichen, die erste Frucht der Gottesliebe, die Liebe zum Nächsten. Maria eilt zu Elisabeth. Sie steht auf und geht ins Gebirge. Erst mit Elisabeth zusammen entringt sich ihr das Magnifikat.

Der ungeborene Johannes bezeugt, was sie geglaubt hat. Eine Oase im Tal der Finsternis.

Für mich heißt das praktisch:

Ich habe oft wenig Zeit für meine philosophischen und theologischen Studien. Und obwohl ich diese sehr liebe, will ich mich freuen, wenn ich unterbrochen werde. Der Gehorsam heilt meine intellektuelle Hybris. Vor Gott zählt: gleich, ganz, gerne. Das Buch gleich schließen und suchen ganz zu gehorchen – ohne traurig der Gelegenheit des Lesens nachzuhängen.

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