Ordnung der Finsternis

Sa 24.12.2022 Heiligabend

Lk 2:1-14 Die Weihnachtsgeschichte

Ich sprach mit einem Freund über das Thema Ordnung. Der Diabolos ist der Durcheinanderbringer. Im Anfang war das Tohuwabohu. Gott ordnet.

Aber, wie so oft, ist der größte Feind der Ordnung die falsche Ordnung. Gerade, weil die Ordnung solch ein vornehmes Mittel ist, kann sie auch sehr missbraucht werden.

Genau damit beginnt die Weihnachtsgeschichte. Mit Augustus.

Lat. augustus‭ (hochheilig, ehrwürdig, erhaben). Vom römischen Senat verliehener Ehrentitel „Erhabener“. Gemeint ist hier der erste römische Kaiser ‭Gaius Octavianus‭, er lebte von 63 v. Chr. bis 14 n. Chr. Ihm zu Ehren wurde der achte Monat des Kalenderjahres als (mensis) Augustus bezeichnet.‭

Und mit der Feststellung, dass es eben jener Zeit war, um die es ging. (ἐκεῖνος‭ ekeînos ‭jener‭). Nicht irgendeine Zeit. Die Mitte und der Höhepunkt des tausendjährigen römischen Reiches.

Und jeder Mensch in diesem Reich sollte als unbedingt zu diesem Reich gehörend aufgelistet werden. Das Wort, das dort steht, beinhaltet das Wort einkerben. Du und ich gehören physisch dazu – das war die Botschaft. Augustus, Kaiser über jeden.

Der Stadthalter war Quirinius, der Kriegerische. Die Steuer mußte in römischen Münzen bezahlt werden. Auf diesen waren römische Gottheiten und besonders der neue „Gott“ Augustinus eingeprägt. Für Israel ein extrem schmerzhafter Vorgang der religiösen Demütigung, ja Versklavung unter einen fremden Gott.

Es herrschte eine große Ordnung vor – aber sie lief ganz auf einen falschen Gott hinaus. Die heilige Ordnung war aber in Wahrheit nicht aufgehoben. Denn zu jener geordneten Zeit, unter jenem Kaiser und Statthalter, in dieser völligen Finsternis erscheint den Weisen des Morgenlandes der Stern. Wohl nur in finsterer Nacht kann man solche Sterne sehen, und nur, wenn man Ausschau hält.

Auch die Israeliten in Ägypten erlebten am finstersten Tag ihren Auszug. Nach langer Sklaverei kam der Engel des Herrn und erschlug die Erstgeburt in Ägypten. Gott fordert Sein Recht – wie ich gestern an Johannes beschrieben habe.

Zur Zeit der Steuererhebung gab es in Israel viel Widerstand. Aber der Hohepriester Joazar verhinderte einen Aufstand.

Einschub.

Ausnahmsweise ein kleiner Hinweis zur Aktualität: Es erinnert mich an den Widerstand in der BRD 1983 bei dem Versuch eine Volkszählung durchzuführen. Diese konnte erst vier Jahre später, sehr reduziert, stattfinden. Die Einführung der SteuerIdenitifaktion 2008 verlief dagegen unauffällig in ganz Europa – auch für Neugeborene, in vielen Ländern abgedruckt auf dem Ausweis.

Ende des Einschubs.

Viele Menschen in meiner Umgebung leiden unter der von Ihnen wahrgenommenen Dunkelheit der Zeit. Ich selbst habe keine Klarheit darüber, wie ich damit umgehen soll.

Aber ich habe Klarheit über etwas anderes. Alles muss uns zum Besten dienen. Und: Es geht immer ums Ganze, um das Leben selbst. Christ sein ist keine Mischexistenz. Ob mein Leben ein gutes Leben ist, hängt nicht an staatlicher Machtentfaltung oder persönlichem Wohlergehen. Vielleicht treibt es mich in die Wüste (Offb. 12,6). Vielleicht in die gesellschaftliche Isolation. Aber all das fördert meine Entschiedenheit, meine Klärung, wem mein Leben gehört.

Denjenigen, die auch in finsterer Nacht die Schafe hüten, die ihnen anvertraut sind (Lk 2:8), denen verheißt unser Text die Klarheit, die Herrlichkeit Gottes zu schauen. Denjenigen, die nicht in den Palästen sind, sondern unter dem freien Himmel wachen, in doppeltem Wortsinn.

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