Harfe des Geistes Gottes

Di 27.12.2022 Fest des Hl. Johannes

Joh 20:2-8 Wettlauf des Johannes mit Petrus zum Grab.

Wenn A kleiner B ist und B kleine C dann ist A kleiner C

A < B und B < C dann folgt A < C.

Logik, Physik, Softwareentwicklung, die Hauptwelt meines früheren Berufes. Aber mein Herz hat immer die Begegnung gesucht, die Logik ist viel zu klein. Logik ist irgendwann fertig – aber das Herz sehnt sich nach mehr, nach Unendlichkeit.

Der Heilige Johannes schreibt sein Evangelium als eine Harfe. Saiten werden aufgezogen und gespannt:

Der Wettlauf, das Schauen ins Grab in merkwürdiger Abwechslung, das Schweißtuch, gesondert gelegt, an einem extra Ort.

Und er schreibt, wie der Geist Gottes dann auf dieser Harfe spielt:

Er sah – und glaubte, so schreibt er.

„Die rechte Gehirnhälfte steuert mehr die Intuition“ so lese ich im Internet. Es ist, als wenn jemand sagen würde, die Augen erzeugen die Schönheit. Intuition sagt es ja: die unmittelbare – eben nicht gesteuerte – Anschauung (Einsicht). Je reiner das Auge, desto mehr freut sich die Schönheit, dass sie erkannt ist.

Im Raum unserer Geschichte sind Saiten gespannt. Manch eine hängt lose da – sie gibt keinen Klang. Andere sind bis aufs äußerste gespannt – zerreissen fast.

Der Geist verbindet sich mit ihnen zum Klang Gottes:

Erinnerst du dich nicht? Hörst du mich? Erinnerst du diese Töne aus deiner eigentlichen Heimat? So fragt der Klang.

Erinnerst du dich, wie du gelaufen bist.

Die Sehnsucht zu mir beflügelte deine Füße.

Dann dein Zögern am Grab.

Heilige Ehrfurcht.

Aber dein Freund und Bruder Petrus.

Er preschte vor,

hinein in die Offenbarung des leeren Grabes.

Und jetzt du.

Und du sahest,

du erkanntest eine geheimnisvolle Ordnung.

Eine Ordnung von woanders her.

Jenes Tuch,

an seinem besonderen Ort,

in dem Raum des Ostermorgens.

Es öffnete dein Herz,

du hörtest den Klang –

und du glaubtest.

Johannes hatte als einziger Jünger unter dem Kreuz ausgeharrt.

Hat das Sterben Jesu „verkostet“ bis zum Ende.

Hat den Kelch getrunken, wie der, dessen Liebe er geschmeckt hatte.

Noch war die Bitterkeit auf seiner Zunge – da ruft ihn Maria Magdalena.

Sie war mit ihm dort gewesen. Sie war seine Schwester der Liebe und des Schmerzens. Und nun, ganz außer Atem, kommt sie gerannt.

Es war ja noch finster am frühen Morgen. Vielleicht erstes Licht.

Johannes schreibt sein Evangelium. Weniger in seinem Denken als vielmehr in seinem Herzen scheinen die Erinnerungen auf. Wie ist er da gelaufen, gerannt. Mit Petrus, dem Eiferer.

Dieses Rennen ist die Entladung einer ungeheuren Sehnsucht, gewürzt mit Schmerz. Ein Lauf wie ein Schrei.

Und der Geist Gottes schaut auf Johannes und erkennt ihn. Er zupft an jener Saite, die bis aufs äußerste gespannt ist.

Und Johannes glaubt.

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