Ihm war eine Antwort geworden

Do 29.12.2022

Lk 2:22-35 Simeon prophezeit über Jesus und Maria

Wozu wird uns die Simeon Geschichte erzählt? Eine Dekoration zur Weihnachtsgeschichte? Um eine Prophetie zu hören, die irgendetwas beweist? Das Wundersame um Jesus herum? Eine Melodramatik um Erfolg und Schmerz?

Ich denke, es gibt wichtigere Gründe.

Einer ist: „Ihm ward eine Antwort geworden“. Eine geniale Übersetzung in meiner Lutherbibel von 1912.

Zum einen bedeutet „Simeon“ Erhörung. Er hatte diesen Namen, wird betont.

Das heißt, er war ein Betender, ein Fürbitter.

Ein Fürbitter für das Heil der Völker und für die Herrlichkeit Israels.

Mir scheint, er war ein Mann wie Jakob ab Jabbok. „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn“, so geht sein Kampf mit dem Engel Gottes. Simeon kämpft mit Gott, bis er die Erhörung sieht, bis ihm die Sonne aufgeht – wie Jakob.

Es ist eben nicht ein mechanisches Uhrwerk der Weltgeschichte, dass Gott ablaufen lässt. Keine Vorherbestimmung – alles ist Kampf.

Gott sucht immer einen zweiten Zeugen!

Und Simeon steht so in einer Linie mit Gabriel. Gabriel verkündet Maria Gottes Antwort. Ein Engel ist ein Bote. Sein Wesen ist aber nicht im Sinne eines Telefons oder Briefträgers, sondern im Sinne eines Freundes. Gott schickt Seinen Freund. Einen Freund, der will, was Er will, und wie Er es will.

Siehe auch Jesaja 6:8

„Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!“

Ein Zweites:

Ein Wort ist eine Macht, eine Wirklichkeit im Sinne des deutschen Wortes Wirklichkeit. Das, was wirkt.

Simeon ist in gewisser Weise Mit-Schöpfer des Heilsgeschehens, indem der dieses benennt. Er ist Teilhaber des Logos. Gott hält Seine Handeln zurück, bis Sein Bote es verkündet hat. Auch das sehe ich an Jesaja 6:8 und anderen Zeugnissen.

Simeon sagt, Gott habe ihn nicht los gelassen, ihm keinen Frieden gegeben, bis dieses WERK getan ist.

Es ging nicht um Sensationslust (einmal den Heiland sehen und sterben). Es geht darum, Gottes Handschlag entgegenzunehmen: Ja, treuer Knecht, Dein Werk ist erfüllt – sieh nur, das Heil der Welt.

Simeon ist kein Träumer – er ist ein Freund Gottes und ein Streiter Gottes.

Noch einmal:

Simeon war „eine Antwort geworden“. ‭χρηματίζω‭ chrematízo heißt: ‭eine göttliche Weisung erteilen. In der Erläuterung dieses Wortes steht unter anderem: „auf eine Eingabe an d. Regierung eine offizielle Antwort erteilen.“

Es ist weniger eine Trostgeschichte, denn eine Wirkungsgeschichte. Es geht, wie ich gestern sagte, nicht immer um uns (oder um Simeon), sondern um Gott.

Gott will mit Seinen Menschen Seine Ehre entfalten. Sein Heil ist Seine Ehre.

Was nun:

Der Anfang scheint mit „das Schweigen des Josef“ zu sein. Bevor ich leere Worte mache, möchte ich mehr schweigen. Es ist eine merkwürdige, nicht leichte Übung. Gestern, auf der Geburtstagsfeier, ist es mir weitgehend gelungen. Schweigen und beten im Lärm der Zeit.

Pater Trojahn sagte an einer Stelle sinngemäß: Wem die Macht der Worte deutlich wird, dem ist es ein Bedürfnis zu schweigen.

Geplapper, Witzeleien und Meinungsäußerungen sind der Essig, der den Wein verdirbt, ja schlimmer noch: Es ist ein Missbrauch der heiligen Macht, die „das Wort“ und gab.

Unsere Gottesbildlichkeit ist gerade auch im Wort, in unserem Wort.

Und ich entdecke: Wir wachen auf als Schafe des Vaters der Lüge.

Lüge ist jede Übertreibung (wie schon beim Sündenfall beschrieben), jedes Glätten und jedes Schönen – alle getriebene Reden usw.

Unser Alltag ist, im Lichte Gottes, zumeist und zuerst – Lüge.

Jedes Lügenwort ist ein Schmerz für „das Wort“, für Jesus Christus. Ein Spiel mit dem Feuer. Eine Entscheidung für oder gegen die Wahrheit, für oder gegen das Heil, die Liebe, den Schöpfer.

Wie sehr brauche ich Vergebung.

Das Wort aus der Stille hat Gewicht, das gereinigte Wort hat Kraft, es verherrlicht Christus. Jesaja erfährt als Erstes eine Reinigung seiner Lippen.

Hinterlasse einen Kommentar