Was sucht ihr?

Mi 04.01.2023

Joh 1:35-42 Johannes zeigt auf Jesus als Lamm Gottes

Ein vielschichtiger Text.

Zunächst ist es der dritte Tag. Nach der langen Zeit des leer Werdens in der Wüste (Tag eins), des nichts wissen als das, was ich erwarte und erhoffe, kam der Tag zwei. Dieser hatte das Erblicken hin zum Erkennen und Wissen.

Tag drei hat das Wort ἴδε‭ íde ‭sieh‭! – Sieh das Lamm Gottes!

Darin ist der Dienst die Erfüllung des „Zeigers“. Er zeigt nicht für sich, sondern für die beiden, die bei ihm stehen, seine Jünger.

Und es ist gesagt, was zu sehen ist, hier konkret vor dir: das Lamm Gottes.

Die Jünger waren offenbar schon gut vorbereitet. Denn Johannes sagt nicht: „Siehe den König von Israel, dein Messias.“ oder „Sieh da, die Lösung all deiner Probleme.“

Er zeigt zwei Dinge:

a) Du brauchst es, dass Gott jemand für dich opfert. Es zeigt, gerade den Jüngern des Johannes, die doch schon demütig sind, ihre Bedürftigkeit und ihre Schuld.

(Ich staune oft, wie wenig Schuldbewusstsein Menschen heute haben.)

b) Aber es zeigt auch: Gott will es. Er will wieder Gemeinschaft mit Seinen Menschen, Er will uns, das heißt, wir bedeuten Ihm etwas – ja alles.

Die Aufgabe des Johannes ist erfüllt, indem er seine Jünger verliert. An das Lamm Gottes verliert.

Sie laufen Jesus nach.

Aber was wollen sie von Jesus?

Wenn mich Jesus fragt, was ich von Ihm will – was fällt mir dann ein?

Irgendetwas, was ich gern hätte?

Wenn ich nur einen Wunsch freihabe – was wünsche ich mir dann?

Lange Zeit erschien mir die Antwort der Jünger wie eine Verlegenheitsantwort. So, als falle ihnen so schnell nichts Besseres ein, was sie wollen. Aus dem Schrecken heraus plötzlich angeschaut und gefragt zu werden.

Aber nein. Sie wollen nichts für sich, sie wollen Ihn näher kennenlernen.

Und das geschieht dort, wo die Wirkung eines Menschen am besten zu erkennen ist – bei ihm zu Hause.

Eine unerhört mutige Frage.

Ich stelle mir vor, ein junger Mann erblickt eine Frau, die ihn fasziniert. Nun folgt er ihr. Sie dreht sich plötzlich um und fragt, was er will. – Und er wagt das äußerste, irgendwie schon dreiste: Ich will wissen, wo du wohnst.

So fragt nur jemand, der spürt, dass dies der Moment ist, der Kairos, der eine Augenblick. Jetzt alles wagen.

Ich wage alles, wenn das, was ich will, mehr ist als alles, was ich habe!

Ich wage es, wenn ich spüre, dass alles, was ich habe, doch eigentlich nichts ist, vergänglich Zeug, Provisorien oder gar Betäubungen.

Wenn ich Sodom verlasse und mich umdrehe, weil ich noch gern etwas mitgenommen hätte, wird mein Zögern zum Fluch. Ich bleibe ein Zögernder, eine Salzsäule (wie Lot’s Frau).

Niemand anderes verflucht mich – ich selbst erstarre zwischen der Hingabe an Jesus, dem Lamm, und meiner Sorge um mich oder meiner Liebe zu mir selbst.

Zögern zieht mich zurück – ich schaffe den Sprung über den Abgrund nicht.

Nur das Zögern selbst macht Schmerzen!

Wie wir im physischen Kampf mit der Gnade des Adrenalins beschenkt werden, so im geistigen Kampf mit der Freude des Geistes.

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