Die Einsamkeit der Braut

Fr 06.01.2023 Epiphanias – Hochfest der Erscheinung des Herrn (Dreikönig)

Mt 2:1-12

Vieles ist gesagt, und gutes ist gesagt zu dem Fest der Erscheinung des Herrn. Besonders auch im Blick auf die drei Weisen, die aus uns Heiden als erste Ihn erkannten.

Der Dienst Evangelium Tag für Tag schreibt ein paar Details: https://www.craft.do/s/SRa6dl6JpdzaqP

Ich empfehle auch sehr das Büchlein „Die Legende vom vierten König“ von Edzard Scharper.

Nun versuche ich mich in solch einen Menschen, einen der Weisen, einzufühlen. Einer, der den Verlauf der Welt erkennt, einer, der das epochale Geschehen wahrnimmt an seinem Ort. Jemand, der so lange in die Dunkelheit geschaut hat, dessen Herz so sehr nach Wahrheit gefragt hat, dass er den Messias erkennt, bevor irgendjemand von ihm weiß (außer Maria und Josef und einige Hirten vor Ort).

Einer, dem kein Weg zu weit ist und keine Wahrheit zu gefährlich. Der in ein fremdes, kleines Land reist, um dessen neugeborenen König zu ehren.

Solch ein Mann ist ein einsamer Mann. Niemand sonst tut solche Dinge. Er ist ein Mann ohne Zerstreuung, ein Mann, der sich nicht ablenken lässt von allem, was uns ablenken will.

Ich schaue auf den, der Myrrhe zu bringen als seinen Auftrag wahrnimmt. Das heißt, er kennt den neuen König. Er weiß von Ihm als dem Schmerzensmann. Und er nun bringt ihm dies und ist damit Zeuge, also auch Mitursache (siehe meine Texte zu diesem Thema).

Aber die Wahrheit kennt kein Pardon, kein Zögern oder Abmildern. Sie fragt nicht nach Lust, sie erlaubt kein Ausweichen ohne Schaden oder gar Verlust des Guten.

Gott hält allezeit Ausschau, ob da nicht einer sei, der Ihn sucht, von ganzem Herzen, zu jedem Preis. Und wenn da einer ist, so gibt Er auch den Einen.

So wird dieser eine, der Einsame, zum Rufer für den Einen, der uns Erlösung bringt. So wie es schon Abraham für uns alle tat, als er Isaak nicht „wie einen Raub festhielt“ (Phil 2:6).

Aus allen Kontinenten, Völkern und Geschlechtern wird der „Eine“ sein, der Gott sucht. Er nimmt sich selbst als einsam wahr – und ist doch Anbeter Gottes der ersten Stunde, zusammen mit den anderen, die ihre Knie nicht vor fremden Göttern gebeugt haben (1. Kö 19:18).

Ich kenne ein wenig von dieser Einsamkeit. Manchmal wünsche es mir anders. Dann aber erlebe ich die Verbundenheit mit diesem Weisen aus dem Morgenland – es ist gut.

Die Braut ist immer einsam. Das ist ihr Merkmal. Es ist auch das Symbol der Jungfrau. Sie ist nicht zerstreut mit anderem als ihrer Erwartung, ihrem ganz für den Einen, den Kommenden, zu sein.

Letztlich müssen wir alle durch die Einsamkeit des Sterbens gehen. Sterbe ich als „Jungfrau“, als jemand, der Den ganz erwartet, für Den er gelebt hat?

Manchmal erkenne ich die, die sich zu mir gesellen mit Gold und Weihrauch. Und es gibt Tage der Freude schon in dieser Welt. In der Anbetung des verborgenen Königs.

Praktisch:

Manchmal suche ich in der Dunkelheit nach einem Lichtschalter. Oder trauere ob dieser Finsternis. Aber ohne LED Stablampe sehe ich die Sterne besser (das Volk Gottes) und entdecke vielleicht den Einen Stern.

Der wer meint, es schon zu haben, der irrt. Wir sind Wartende allzumal.

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