Do 12.01.2023
Mk 1:40-45 Jesus will einen Aussätzigen rein machen.
Ein holpriger Text, den ich nicht so erwarten würde.
Der Aussätzige fragt Jesus, ob Er will.
Warum sollte Jesus nicht wollen, wenn Er kann?
Kann es sein, dass Jesus nicht heilen will?
Es ist ein Paradox in meinem Empfinden.
Einerseits erwarte ich immer, dass Jesus heilen will.
Andererseits empfinde ich die Haltung des Aussätzigen als angemessen. Er kniet vor Jesus nieder. Er bittet wie ein Bittender, nicht wie ein Fordernder.
Jesus bestätigt, dass Er will. Er sagt nicht „na klar, das ist doch mein Job“.
Und offenbar ist Heilung nicht das Wesentliche in Jesu Wirksamkeit.
Jesus will vieles nicht!
So will er nicht, dass jener in seiner Nähe bleibt.
Und er will nicht, dass der Geheilte es herumerzählt.
Und die Begründung scheint zu sein, dass Jesus erwartet, dass dann sehr viele kommen und Heilung wollen. Das will er nicht.
Ist das denn nicht sein Ziel, Sein Auftrag?
Es ist mir unheimlich, dass es sein kann, dass Jesus Heilung nicht will. Vielleicht gerade meine Heilung.
Jesus ist wirklich frei!
Es ist nicht so, dass das Reich Gottes ein himmlisches Prinzip ist, das bei richtiger Benutzung sicher funktioniert.
Jesus ist Person, nicht Prinzip.
Jesus heilt diesen Mann und hat unmittelbar Nachteile davon. In Vers 45 steht etwas davon, dass Jesus etwas nicht mehr konnte. Offenbar hat Ihn die Freundlichkeit, die er dem Mann entgegengebracht hat, in Seinen Wegen behindert.
Jesus tritt mir nicht als etwas Fertiges, Perfektes, Eindeutiges entgegen. Jesus bittet den Geheilten um etwas, sehr dringend. Er verfügt es nicht einfach, sondern bleibt auch selbst in einer Abhängigkeit von Gehorsam des anderen. Eine Abhängigkeit, die der Andere in seinem Verhalten missachtet, und seinem Heiler damit schadet.
Alles sehr holprig.
Was sagt Markus mir damit? Was sagt der Heilige Geist damit für mich?
a) Du willst etwas von Jesus? Hab im Sinn, dass es Jesus etwas kostet. In dieser Geschichte kostet es Jesus die Abhängigkeit davon, dass der Geheilte Sein Gebot beachtet, es nicht herumzuerzählen.
b) Etwas von Jesus für mich zu wollen ist die Bitte um eine Ausnahme. Jesus ist nicht dazu da, dass es mir gut geht.
Schaffe ich es, davon abzusehen, was ich will, was für mich gut ist? Schaffe ich es, Jesus nach Seinem eigenen Anliegen zu fragen?
Ich sage: Jesus ist gekommen, dass wir an Ihm erkennen können, wie Gott ist. Wie wunderbar und herrlich. Und nun endlich bestätigen, dass Er alles in allem ist und es wahrhaft recht ist, Ihm alle Ehre zu geben.
Wir haben ungerecht an Ihm gehandelt.
Das hat uns geschadet und Gott ist sich nicht zu schade, diesen Schaden an uns zu heilen.
Aber darum geht es nicht in der Hauptsache.
Sondern darum, dass wir uns umwenden und erkennen, wie ungerecht wir zu Ihm waren (und sind). Dass es übel war, dass wir unser Leben, das Er uns gab, wie eine Beute für uns selbst davon geschleppt haben, um ein paar schöne Tage zu haben.
Dass wir selbst sein wollten (und wollen) wie Gott. Und jede Gelegenheit nutzen, souverän zu sein.
Es ist eine Kränkung Gottes, die wir täglich vollziehen. Es ist eine Kränkung, weil wir die Liebe verachten für ein bisschen Macht. Und damit sagen: „Gott ist nicht so richtig gut“.