Wort oder Wunder?

Sa 14. Jan 2023

Mk 2:13-17 Berufung des Levi

Im Markusevangelium wird deutlich, wie lokal viele der Geschehnisse waren. Kapernaum war ein „Großdorf“ mit 500 bis 1000 Einwohnern, so sagt die Archäologie. Zentrale Ereignisse der Weltgeschichte finden konzentriert hier statt.

Dass in einem Haus gleich zwei (Brüder) eine herausragende Berufung haben, ist selten. Und dann auch noch zwei weitere Freunde dazu. Und heute, im gleichen Dorf, noch Levi.

Fünf Apostel, die die Welt verändern, fast zur gleichen Zeit am gleichen Ort.

Offenbar nicht wie bei einer Olympiade: die Besten aus einem ganzen Land. Sondern aus einer kleinen Gruppe irgendwelche „Kranken“, wie Jesus bei Levi sagt.

Der Abschnitt heute beginnt erneut damit, dass Jesus das Volk lehrt. Das war auch in den Abschnitten der letzten Tage genau so. Es fängt immer mit dem Wort an. Auf verschieden Weise (es stehen verschieden Begriffe dort) aber immer das Wort, die Verkündigung, die Lehre (heute: διδάσκω‭ di-dásko ‭lehren. Ein wiederholtes Anbieten der ausgestreckten, offenen Hand. Etwas zum Empfang anbieten).

Eine immense Wirksamkeit ist sichtbar. Aber was wirkt da?

Wir Menschen der Welt halten Ausschau nach spektakulären Wundern. Der Aussätzige, der geheilt wird, der Lahme, der sein Bett nimmt und geht. Später das Wunder der Brotvermehrung.

Es zeigt sich aber, dass solche Wunder weder die Priorität Jesu sind (siehe gestern), noch dass sie wirklich nachhaltig sind.

Wie oft geschieht es, dass jemand ein Wunder sieht, ein grandioses Erlebnis hat – und dadurch ein Mann Gottes wird? Es passiert – als Ausnahme.

Begeisterung und Euphorie sind eher kontraproduktiv. Das Stroh verbrennt und es wird immer schwerer, das nachhaltige Brennen der Holzscheite zu erreichen.

(Hier ein Link auf ein Zitat von Arnold Bennett dazu).

https://www.craft.do/s/uRHqMA1SJFbPWf

Jede Begeisterung und Euphorie schlachtet die Pferde, die doch den Wagen ziehen sollen. Jesus beruft Seine Jünger in Kapernaum nicht aus der Fankurve, sondern direkt in deren täglicher Arbeit.

Denn es geht ja gerade darum, den Manschen aus seinem vom Leib bestimmt sein in der Weise herauszurufen, dass die Ordnung von Geist und Leib wieder hergestellt wird.

Das Wort ist Repräsentant und Inhalt des Geistes. Das Wort soll seine Führungsfunktion über die Welt wieder einnehmen – so wie es in der Schöpfung war und immer sein soll.

Das Wort kommt in die Welt, in deren Finsternis, und die Welt (die Finsternis) hat es nicht ergriffen.

Alles Füttern der Welt ist in Gefahr, die Rebellion zu fördern.

Ist das Wort, also der Geist Jesu, stark, kommt ein starker Leib, eine zu Gott hingeordnete Welt heraus – Reich Gottes.

Die Welt als Welt kann jedoch Gott nicht berühren oder gar ergreifen.

Praktisch:

Das Wort ist ein reines, klares, geistiges Wort.

Es kommt aus einem geheilten Mund (siehe Jesaja 6:5 ff).

Ich nannte schon die Bedeutung des Schweigens. Solange meine Worte vornehmlich aus meinem irdisch gesinnt sein kommen, sind weniger Worte umso besser.

Typisch für Gerede sind Übertreibung, Glättung und Schönung.

Ich will lernen, dem Drang nach Kommentieren oder Erzählen zu wehren.

Was von dem, was ich sagen möchte, kann ich mit meinem ganzen Herzen bezeugen?

Was von dem, was ich bezeugen soll, sage ich dann auch?

Mir scheint, jede Übertreibung einer Wahrheit schlachtet das Zugtier zugunsten des Erzählers. Raubt dem Wort die geistige Kraft und reklamiert es für den Redner.

Es verpufft nicht nur – es belastet die geistige Wahrheit, es mindert die Autorität des Sprechers, es schwächt das Reich Gottes.

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