So 15.01.2023
Joh 1:29-34 Johannes sieht das Lamm Gottes und wird „der Zeuge“.
„Nach mir kommt ein Mann, welcher vor mir gewesen ist; denn Er war eher denn ich.“
Ein Schlüsselsatz für ein anderes, zumeist neues Denken. Mit vielen Konsequenzen.
Man könnte meinen, dass was Nachher kommt beinhaltet das, was vorher war – so müßte nicht mehr kommen, was gewesen ist.
Ist nicht Jesus alles in allem? Löst Jesus nicht die Epoche Johannes – und mit ihm den alten Bund ab? Überwindet das Neue nicht das Alte?
Offenbar nicht. Sondern es sind verschieden Räume, die nicht „veralten“, einander ablösen, sondern einen größeren Raum bilden.
Obwohl Jesus schon war, mußte der erst kommen, der nach Ihm war, damit Er kommen kann.
Es ist ähnlich mit Maria. Maria war, weil „das Wort“ auch sie schuf. Und zugleich und dennoch ist Jesus ganz aus ihr. Kausales Denken ist hier nicht hinreichend.
Ich freue mich, dass wir Räume betreten können, die nicht kausal sind. Computerprogramme und künstliche Intelligenzen sind kausal – ich aber bin größer, weil ich auch nicht kausal wahrnehmen kann. Weil ich aus Gott bin.
Unser kausales Denken ist: Wenn C nach B kommt, und B nach A, dann kommt C nach A.
Das aber ist NUR kausal wahr.
Ich nehme ein Beispiel:
Ich begegnete im Wald einem sehr alten Ehepaar. Wir wechselten ein paar Worte und ich hätte sehr gern mehr von ihnen erfahren.
Und ich war ein wenig besorgt, ob sie nicht in Gefahr sind, denn sie waren sehr wackelig auf den Beinen.
Als ich erkannte, dass ich sehr gern mehr von ihnen erfahren würde, kam mir in den Sinn, dass sie möglicherweise in der Mitte ihres Lebens einen „normales“ Leben geführt haben, dass evtl. wenig interessant war.
Ihr hohes Alter aber öffnete einen Raum, dass auch dieses vorherige Leben WEGEN der möglichen Weisheit ihres Alters eine neue Bedeutung haben könnte. Dass also ihre Zeit mit z. B. 40 Jahren nicht ob jener Zeit bedeutsam war, sondern jene Zeit ob der jetzigen Zeit.
Wir werden im Himmel nicht ein bestimmtes Alter haben, so aussehen wie am Ende unseres Lebens oder auf dem biologischen Höhepunkt. Sondern jedes Alter wird zugleich gegenwärtig sein.
Das klingt vielleicht spekulativ – ist es aber nicht. Und es ist bedeutsam für unser jetziges Leben.
Beispiel:
Es geht nicht darum, unser bisheriges Leben hinter uns zu lassen. Z. B. schlimme Erfahrungen als Kind, oder Verletzungen und Leid in anderen Zeiten unseres Lebens. Weder Schuld an uns, noch unsere Schuld an anderen wird je bedeutungslos. Wenn wir versuchen, etwas „hinter uns zu lassen“ verleugnen wir die Wirklichkeit weiterhin.
Das hat auch in der Praxis der Seelenführung (Therapie) eine zentrale Bedeutung. Und es ergibt sich nicht aus wissenschaftlichen Überlegungen, sondern z. B. aus Joh 1 Vers 30.
Hier ist nicht der Raum das zu entfalten, besonders weil mir noch ein anderer Aspekt auf der Seele brennt:
Denn Ähnliches gilt für das Phänomen des Anderen.
Kausal hätte Jesus als der, der „vor Johannes war“, der selbst allezeit das Wort und Gott ist, sich selbst bezeugen können. Er ist Gott, warum also kennt Johannes Ihn nicht, sondern betont, dass er Ihn nicht kannte – aber Gott kannte. Denn Gott sprach ja zu ihm (wie denn anders als durch Sein Wort?).
Und selbst Gott, der Vater, bezeugt Jesus, bezeugt den Sohn nicht, sondern der Geist tut es. In Form der Taube.
Dieses bezeugt nicht nur die Dreifaltigkeit Gottes, sondern insgesamt die Bedeutung das „Anderen“.
Johannes ist nicht optional Zeuge Jesu. Er ist nicht optional Täufer Jesu. Ohne Taufe hätte es keine Wirksamkeit Jesu gegeben.
Das ist parallel zu Maria. Insofern ist dies hier „die Weihnachtsgeschichte des Johannes“.
Wir wollen gern unabhängig von anderen Menschen sein und direkt mit „dem Herrn Jesus“ zu tun haben (oder mit Gott).
Gott aber nicht!
Wer dem Menschen aus dem Weg gehen will, weil er meint, sie stehen ihm im Wege auf seinem Wege zu Gott – der geht Gott aus dem Weg.
Ich muss mir das sehr selbst sagen. Denn das ist genau das Argument, mit dem ich in der Vergangenheit Maria aus dem Wege gegangen bin. Mir schien, sie steht mir im Wege – auf meinem Weg zu Gott.
Gott sagt zu Johannes: „Auf wen du den Heilgen Geist kommen siehst, der ist es.“
Gabriel sagt zu Maria (in Lk 1:35): „Der Heilige Geist wird über dich kommen,…“.
Ich will lernen, das Reich Gottes so zu nehmen, wie es ist, und nicht so, wie es mir kausal erscheint.