Ordnung als Religion

Mi 18.01.2023

Mk 3:1-6 Jesus heilt am Sabbat in der Synagoge

Die Andacht von gestern ist zum Verstehen des Textes heute wichtig. Wesentlich ist, dass eine Ordnung auf den ausgerichtet ist, für den diese Ordnung ist, und zwar unbedingt im Blick auf den, der dem Menschen diese Ordnung gab.

Hier geht es mir heute um die Ordnung der Ethik.

Die Motivation der Pharisäer habe ich gestern genannt.

Der Geist Gottes offenbart sich auf Erden zunächst und zumeist in Formen hinein. Sei es die Schöpfung selbst, sei es ein Naturgesetz, aber auch in Form einer ethischen oder religiösen Form.

Ich spreche so oft von Ethik, weil heute in unserer Kultur weniger die Religion einem Missbrauch ausgesetzt ist, als vielmehr die Ethik.

Ethik ist also zumeist ein Provisorium, das den Alltag unterstützt, solange und soweit mein Hören schwach ist. Insofern hebt die vollkommene Liebe das Gesetz (bei den Juden) und die Ethik (bei uns) auf – genauer: erfüllt den Sinn der Ethik in vollkommener Weise aus der Beziehung zum Stifter selbst.

Es ist wohl immer eine Frage des Gehorsams. Ich gehorche entweder der Ethik – oder Gott, dem Stifter.

Da der Geist größer ist als die Ethik (oder das Gesetz) selbst, ist bei einem Befolgen der Ethik immer noch ein Anteil Souveränität übrig. Die Interpretation ist meine Interpretation.

Das heißt: Der beste Schutz vor dem vollkommen Gehorsam ist die Überhöhung der Ethik. Ich benutze in diesem Text Ethik und Gesetz synonym. Es gibt einen Unterschied, der spielt aber für das Thema heute Morgen keine Rolle.

Da Gehorsam Ausdruck von Vertrauen und Liebe ist, behindert Ethik bei ihrer Überhöhung die Liebe – bis hin dazu, dass sie die Liebe verhindert.

Gestern habe ich gehört, dass in Holland die Verfassung geändert wurde. Mit 2/3 Mehrheit wurde etwas ergänzt, dass die Meinung von Menschen zur sexuellen Ausgestaltung ihres Lebens schützen soll – so habe ich es bisher verstanden.

Mir scheint, es ist analog eines Gesetzes zur Verschärfung von Sabbat Schutzordnungen.

Grundsätzlich nun steht die Liebe im Konflikt mit dem Gesetz. Wenn die Liebe selbst da ist, muss das Gesetz schwach werden. Die „Gläubigen“ des Gesetzes meinen nun, dem Geist des Gesetzes zu dienen, wenn sie den Liebenden bekämpfen.

Wenn der Liebende nun den Dämon der Ethik austreibt, wird die Gerechtigkeit Gottes dazu führen, dass das Recht dieses Dämons sich an dem Liebenden selbst rächen wird – und darf. Auffällig ist hier der Zusammenhang von Rache und Recht.

Gott hebt dies nicht auf, sondern Er trägt es, indem Er das Recht des Dämons auf sich selbst umleitet.

Die trockene Ethik führt letztlich zum Verdorren, zur „verdorrten Hand“.

Die Heilung dieser Hand führt dann zur Verfolgung Jesu bis hin zu Seinem Tod.

Solange Jesus nur den Körper heilt, ist der Widerstand klein, ja es gibt Begeisterung. Die Heilung der verdorrten Beziehung zum Schöpfer aber ruft die Rache der Selbstgerechtigkeit, der Souveränität von Menschen und Engeln herbei.

Der Missbrauch der Freiheit, die Gott uns gab, wird von Gott nicht einfach „ausgetrieben“. Sondern der Missbrauch wird bezahlt, auf dass der Raum der Freiheit erneut aufscheint, damit es nun zum Vollzug der Liebe kommt.

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