Zeuge sein

Mi 25.01.2023 Fest der Bekehrung des Hl. Paulus

Mk 16,15-18 Missionsbefehl

Markus berichtet den Missionsbefehl nüchtern und kurz. Die verheißenen Zeichen, die mit folgen, scheinen extrem und kaum jemand erwartet solches für unsere Zeit.

Wir würden eher auf gute Rhetorik und Marketingmethoden setzen.

Die Welt hat sich an christliche Vokabeln gewöhnt, sie sieht die Kirche und ihre wechselvolle Geschichte – ähnlich anderer Organisationen (wenn auch erstaunlich alt).

Müssen wir heute anders vorgehen? Müssen wir Verkündigung (κηρύσσω‭ kerýsso ‭verkündigen) neu lernen?

Verkünden ist nicht überreden oder verkaufen. Es ist schlicht das benennen von etwas. Wie die Mitteilung des Ergebnisses eine Fußballspiels – mehr nicht.

Ich gebe Kunde.

Verkünde ich mit den Methoden der Welt, werde ich maximal weltliche Veränderungen erzielen – z. B. ein besseres soziales Miteinander oder eine bessere Ethik.

Absatz:

Die Umgebung, in den hinein der Missionsauftrag erfolgte, war die, die Jesus vor ein paar Wochen ans Kreuz gebracht hatte. Die Botschaft war die, die dazu geführt hatte, dass die Menge, die Jesus nachgefolgte, sich zurückgezogen hatte.

Das Umfeld war nicht besser, als bei uns heute.

Mir scheint, in meiner Umgebung der Angst und Verkapselung der Menschen ist es schwer – aber sicher nicht schwerer als damals.

Das Thema Verkündigung in einer Andacht zu beleuchten, ist maximal ein kleiner Strahl sein. Ich nenne darum nur zwei Aspekte:

Es ist wesentlich, was ich verkünde. Ist es ein Fußballergebnis? Ist es ein Weg, besser zu leben? Ein Weg, der mehr Lebensfreude bringt?

Nein. Es ist die Botschaft, dass es etwas Besseres gibt als alles Leben, das ich kenne. Etwas, für das ich unbedingt sterben kann und möchte – nicht weniger.

Es ist ein Blick hinter den Vorhang.

Die Entdeckung des eigentlichen Sinns alles Seins des Menschen. Ein Sinn für den es sich mehr lohnt zu sterben als z. B. für die territoriale Integrität der Heimat.

Das ist das Eine.

Das Andere ist:

Glaube ich das?

Allein mein praktisches Leben bezeugt, inwieweit ich das glaube.

Da wäre zunächst die brennende Frage, ob ich es wirklich glauben will!

Ja, will ich glauben, was alles erschüttern wird, was bisher meine Welt war?

Solange ich im Prinzip an meinem eigenen Leben festhalte, wird es mir ergehen wie dem bekannten Affen mit der Banane. Er kann seine Hand nicht durch das enge Loch ziehen, weil er die Banane der Welt nicht loslassen will – und koste es ihn seine Freiheit.

Es gibt einen Weg dahin. Der hat nicht zumeist mit Erkenntnis zu tun, sondern mit Entscheidung und Übung. Der Weg, der mich fähig zur Liebe macht.

Die erste Bedingung ist die Entscheidung, diesen Weg zu gehen.

Und der erste Schritt ist, die Stille zu suchen, um das gleißende Licht der Welt soweit abzudunkeln, dass ich die geistige Welt wahrnehmen kann.

Gerade in der heutigen Zeit ist der erste Preis, den ich bezahlen muss, der (partielle) Verzicht der Einflussnahme der Welt auf mich.

Petrus und Andreas waren schon Gottsucher, als Jesus sie berufen hat. Nun aber erfolgt der Weg der Loslösung. Ca. drei Jahre lang.

Aber auch das hat nicht gereicht. Es mußte zuvor etwas in der geistigen Welt geschehen. Gottes Sohn opfert sich – und ordnet die geistige Welt neu.

Nun ist die Tür offen, denselben Weg zu gehen.

Der Weg eines Reiches Gottes als Wiederaufrichtung des Königreiches Israels auf Erden war verwandelt in ein Reich jenseits des Vorhanges. Aus dem heraus verkünden sie etwas Neues – die Königsherrschaft Gottes.

Die Zeit für heute ist um.

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