Warum schläfst Du, Jesus?

Sa 28.01.2023

Mk 4:35-41 Jesus schläft im Boot während eines Sturmes

Der Text heute steht in wichtigem Zusammenhang mit den Texten davor und danach. Danach kommt die Austreibung der „Legionen“ und dann eine Totenauferweckung. Das aber braucht zu viel Raum.

Ich habe mich gestern zufällig auf das Schlafen Jesu in dem Kontext von heute bezogen – darum mache ich dort weiter.

In Joh. 15:5 sagt Jesus, dass wir ohne Ihn nichts tun können. Warum also schläft Er in der Stunde größter Not für Kirche und Christen?

Ich hole ein klein wenig aus:

Die Naturgesetze streiten wider uns. Nach dem Entropiegesetz strebt das Universum nach Unordnung. Mit anderen Worten: dem Chaos. Das kann man oft am Kinderzimmer oder Keller erkennen kann.

Auf mein Leben bezogen: Es gibt einen Hang nach Bequemlichkeit und Sicherheit. An Jesu Seite, wenn es fromm ist, oder an der Seite des Konsenses, der Mehrheit, des Zeitgeistes.

Zugleich gibt es eine Kraft der Rebellion, des Selbst-seins. Eine Freude an der Wirksamkeit, gern auch mit Wirksamkeitsverstärker (Autos, Waffen etc.). Ein großes Thema, hier nur benannt.

Wenn ich mich – nach Johannes – nun schon auf Jesus verlasse und auf Seinen Wunsch hin mit Ihm über das Meer fahre – warum schläft Er dann inmitten der Folgen meines Gehorsams?

Das Geheimnis ist nicht eine Entscheidung zwischen Selbst-sein einerseits oder Bezogen- und Geborgen-sein andererseits, sondern eine Spannung anhand dieser Phänomene.

Jesus schläft.

Die Jünger fragen (V38): „Meister, fragst Du nichts danach, dass wir verderben?“. Aus der Kritik Jesu an dieser Frage (V40) folgt, dass es keine echte Frage war, sondern eine mit einem Vorwurf vermischte Forderung.

Eine echte Frage wäre z. B. : „Meister, was macht Dich so unbesorgt? Wie erfahren wir Anteil an Deinem Frieden?“

Bin ich wirklich mit Ihm verbunden, habe ich auch Seinen Frieden.

Aber dennoch zugleich den Kampf mit den Elementen.

Denn Jesus ist auf dem Weg in eine Art Krieg. Ein Kampf der Mächte, die den Gerasener beherrschen. Sie schicken ihre Unruhe in das Völkermeer. Aber diese Unruhe ist nicht die eigentliche Aufgabe, sondern das Aufrichten des Reiches Gottes am anderen Ufer des Sees.

Im Vers 35 ist vom Hindurchgehen die Rede, wörtlich vielleicht „hindurchgehen jenseits nach“. Eine Art Todeskampf der Mächte.

Je näher wir Jesus sind, desto mehr werden wir in Seine Kämpfe verwickelt. Zwar sind wir bei Ihm geborgen – aber im Sturm – nicht unter dem Federbett.

Das Ringen darum, verantwortlich zu werden, wird mehr, nicht weniger. Ich komme aus dem Gefängnis frei, um in eine Art Kampf zu ziehen.

Vergleiche das Lied „Kommt her, des Königs Aufgebot“ – siehe https://www.craft.do/s/YMGyMWwlJJye4O, wunderbar verbunden mit einer Melodie von Heinrich Schütz.

Die äußere Not – ja zuweilen auch die innere Not – wird größer. Es gibt zwar Oasen in der Wüste, die Wüste ist aber keine Oase.

Das Leben ist Bewährung, ist Heiligung. Das grüne Kraut (siehe Andacht von gestern) mag sich zuweilen seines Seins freuen – das ist aber nicht der Grund, warum es vorhanden ist.

Anders als vielleicht erwartet, zielt das Christ-sein nicht auf ein besseres Leben.

Das Leben ohne Christus ist entweder ein betäubendes Entschlafen oder ein Todeskampf. Meist ein Wechsel zwischen beidem.

Das wir Menschen Krieg führen oder Kämpfen ist nicht selbst das Problem. Sondern worin, wie, wofür, mit wem? – das sind die wichtigen Fragen. Nicht das „ob“ des Kampfes selbst. Der Friede Gottes ist das Ende des Krieges gegen Ihn! Nichts anderes. „Wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht.“ 2.Tim. 2:5

Es sind komplexe Themen, die hier nicht erklärt werden, sondern in einem Blitzlicht aufleuchten. Jeder frage nach dem Zeugnis des Heiligen Geistes, ob Er es ihm bestätigt.

Hinterlasse einen Kommentar