Ordnungen

Do 02.02.2023 Fest der Darstellung des Herrn, 40 Tage seit Weihnachten

Lk 2:22-40 Jesu Darstellung im Tempel.

Wenn ich den Hl. Geist frage, was heute an diesem Text mein Thema sein soll, frage ich zumeist danach, was ich an dem Text nicht so gern mag.

Heute ist es die „Gesetzlichkeit“, die mir da begegnet. In Vers 22, 23 und 24 steht jeweils das Wort Gesetz, ebenso und Vers 27.

Zudem ist die Rede von langem Warten, vom Fasten und Beten der Hanna und ihrem einsamen Leben.

Puh.

Ich selbst bin in einer Zeit des Protestes und der Enthemmungen sozialisiert worden. Es waren die Nachwehen der 68’ ziger. In die evangelischen Kirche, die aus einem Protest gegen die Gesetzlichkeit geboren wurde, nach meiner Bekehrung in eine Pfingstkirche, die „Gesetzlichkeit“ als zentralen Feind auf ihren Fahnen hatte.

Auch finde ich in mir einen Widerwillen gegen Dinge vor, die nicht etwas Neues sind, die nicht eine Abkürzung sind, die mir als Begrenzung und Hemmung erscheinen.

Ein Riesen-Paket.

Aber ich weiß, es ist eine Lüge.

In meinen Texten steht nicht umsonst so oft das Wort Gehorsam. Es ist ein Schatz, den ich mit großer Überraschung besonders in den letzten Jahren entdeckt habe. Auch ein Thema, das mir früher gräulich erschien. Geht es nicht allemal um Freiheit?

Schon am Anfang meines Christ-seins war von Gehorsam die Rede – und im Gehorsam erlebte ich das schönste, was mir je widerfahren ist.

Nun also die Frage nach Gesetz und einer Lebenshaltung des Betens und FASTENS.

Obwohl ich den Sinn ahne und vermute, dass es seine Richtigkeit hat, kann ich es aus diesen Gründen dennoch nicht. Nur, weil es richtig ist, habe ich dennoch weder Lust noch Kraft dazu.

Aber die Kraft zum Gehorsam kam mir auch nicht aus der Einsicht.

Sondern aus der köstlichen Nähe zu meinem Freund Jesus, dem Christus.

Wenn es Dich erfreut, dann werde ich es tun.

Nicht das Gesetz gibt mir Kraft – aber die Heimat bei Dir. Wo Du bist, da will ich auch sein – gern.

Mir scheint, dass die Betonung von Individualität uns vergessen macht, dass wir viel mehr mit anderen Menschen gemeinsam haben, als Unterschiede zu haben.

Ordnung ist das erste Prinzip – nicht Individualität.

Die Individualität findet AUF der Ordnung statt. Sie hat ihren Grund und ihren Halt in dem Geordneten – erst damit wird sie schön.

Du hast uns Naturgesetze gegeben und z. B. die Ordnungen in der Pflanzenwelt.

So auch Ordnungen für unser soziales Leben – und für unser religiöses Leben.

Die Ordnungen sind nicht der Sinn und Zweck, sondern die Basis.

In der Ordnung ist Freiheit – nicht ohne Ordnung.

Als ich als Karateka meine Katas gemacht habe, habe ich das schon empfunden. Ich war recht gut, die Leidenschaft es perfekt zu machen steckte in mir, und die völlige Hingabe an die Ordnung gab mir großen Frieden, tiefe Freude.

Ordnungen um des Ordnenden (Gott) willen zu befolgen ist jedoch noch erheblich erfüllender. Weil es Deine Ordnungen sind, Geliebter, will ich eilen, sie zu erfüllen.

Der alte Andreas wird mich noch lange zwicken – aber er hat nicht recht und ich werde ihn in die Schranken weisen: gleich, ganz, gern.

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