Wer ist an mir erkennbar?

So 05.02.2023

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Mt 5:13-16 Gleichnis vom Salz und Leuchter

Mit welchem Geschmack würze ich meine Umgebung? Was sieht die sichtbare und die unsichtbare Welt, wenn sie auf mich schaut?

Sieht sie mich in meiner Individualität? Den, der ich halt bin? Den Typen eben, den sie so kennt, mit all seinen Macken?

Und passe ich mich den Reden der Welt an, damit ich nicht einsam bin mit meiner Frömmelei? Oder gefalle ich mir in der Rolle des Moralapostels? Oder andersherum vielleicht des solidarischen Sünders?

Die Welt liebt ihresgleichen. Sie wendet den Blick ab vom Licht.

Ich spüre, wie schnell das eine („allzumal Sünder sein“) oder das andere („ich habe die bessere Ethik, ich sage dir wie es läuft“) mich gefangen nehmen will.

Wie schmeckt denn Christ-Sein? Welchen Geschmack hat das Salz der Heiligung?

Es steht direkt vor dem Text heute: die Seligpreisungen.

Zum Beispiel:

Geistlich arm:

Kann man mir leicht alles sagen, weil ich nicht irgendwie darüber stehe?

Leid tragen:

Trage ich oder vermeide ich? Suche ich die Belasteten auf, ohne helfen zu können, einfach nur tragend?

Sanftmut:

Empöre ich mich über Politik und Gesellschaft, Familie oder jenen Autofahrer?

Oder bin ich der Freund der Menschen (praeîa bedeutet auch freundschaftlich)?

Barmherzig:

Suche ich mir die Menschen nach Sympathie aus? Oder durchdringe ich mit meinem Herzen die Schale des Anderen, die hart, unfreundlich, dumm oder böse aussehen mag.

Ich halte ein.

Es geht nicht um mich als Individuum. Es geht darum, ob es glaubhaft ist, dass Christus Menschen verändert, mich verändert, transparent macht auf Ihn hin.

Erkennt man mein Christ-Sein an meiner Kultur? An meinen Worten? An meiner Zugehörigkeit zu einer Gruppe?

Oder an meiner Wirkung?!

Wenn ich hohen Besuch erwarte, räume ich auf und schaue, dass der Gast sich wohlfühlt. Der Gast erkennt den Frieden des Hauses, wie Jesus bei der Aussendung der Jünger sagt (Lk 10:6).

Früher dachte ich, ich würde doch als Person verschwinden, wenn ich z. B. meine Meinung weglasse, mich nicht durchsetze, Ungerechtigkeit mir gegenüber nicht beantworte.

Aber es ist nicht wahr. Unter meinem schmutzigen Mantel ist das Untergewandt Christi. Sein heiliges, ungeteiltes Kleid. Ich werde an einer anderen, eigenen Schönheit erkennbar. Mein aktueller „Typ“, mein Charakter – das bin nicht ich. Das ist ein Zerrbild.

Loszulassen, was ich meine zu sein und mich ganz unter den Gehorsam zu stellen, entfaltet erst die Schönheit meiner Person, wie sie der Schöpfer in mich gelegt hat.

Der Eifer um Individualität und Identität ist oft ein verzweifelter Kampf den Mangel an Personalität auszugleichen. Ein aussichtsloser Kampf, der nicht selten in eine Sucht mündet.

Das Licht der Verbundenheit mit Christus macht uns zu einem Leuchter (V 15). Das Licht ehrt den Leuchter, weil der Leuchter das Licht ehrt und trägt.

Der schwarze Docht meiner Kerze trägt die wunderbare Flamme. Die Flamme ist nicht im Nichts.
Ist die Kerze aus, sieht der Docht nur schwarz aus – man kann die Kerze in die Ecke stellen.

Das Sterben des Gehorsams verdeckt zunächst den Blick auf die Herrlichkeit der Auferstehung. So auch im Alltag.

Es ist nicht schwer, Ihm zu gehorchen – aber es braucht Mut und Vertrauen.

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