Erbarmen eilt voraus

Mo 06.02.2023

Mk 6:53-56 Viele Kranke kommen zu Jesus

Ein Aufbruch des kranken Volkes zu Jesus hin. Wer damals krank war, der spürte es konkret. Die unmittelbare Not treibt die Menschen zu Jesus.

Jesus hat am Tag zuvor die große, lange Predigt zum Volk gehalten. Vielleicht war es die Bergpredigt oder es waren ähnliche Worte. In diesen Predigten geht es weder darum, dass Jesus körperlich Kranken einlädt, sich von Ihm heilen zu lassen. Noch will Er Erfolg oder gar Macht. Im Gegenteil, Er flieht vor dem Volk, dass Ihn ergreifen und zum König machen will. Es geht Ihm um das Reich Gottes.

Warum heilt Er überhaupt Menschen, wenn doch kaum jemand wissen will, um was es Ihm eigentlich geht? Warum Er gekommen ist.

Gott kann sich selbst nicht verleugnen. Seine Barmherzigkeit eilt Ihm voraus. Ohne alles Erfolgsdenken, ohne das Erbarmen zu verzwecken.

Wenn jemand zu mir kommt, mit seinen psychischen Nöten und nicht nach Geistigem fragt, versuche ich, mit ihm seinen Weg zu gehen so gut ich kann. Ohne eine andere Absicht als intensive Zuwendung und Respekt vor seiner Person.

Wenn sich ein Raum öffnet für mehr – sehr gern.

Ich weiß, niemand erfährt das Heil Gottes durch Psychologie. Niemand wird bei einem Arzt wirklich gesund. Der Mensch braucht Gott, seinen Schöpfer.

Aber Jesus respektiert die Vorläufigkeit. Es liegt eine Decke über Mose Antlitz, weil Israel den Glanz Gottes, den sein Antlitz spiegelte, nicht ertragen konnte (2. Mose 34:35).

Wir sind auf Erden in Raum und Zeit. Dies dient uns dazu, das Weltliche mit dem Himmlischen langsam „zu vernähen“. Immer wieder neu wartet Gott respektvoll auf unsere Zustimmung. In der Zeit blutet Sein Herz.

Aber mit Gesundheit allein wird nur Zeit gewonnen.

Als Verbindung zum Reich Gottes aber dient das Wort. Das Wort ist beides zugleich. Himmel und Erde. Das Wort ist Jesus (Himmel) und Erde (Schöpfung durch den Logos, 1.Mo 1 und Joh 1).

Will ich wissen, worum es Jesus geht? Will ich das Provisorium loslassen, um des Eigentlichen willen? – Will ich Ihm Freund sein?

Ein Freund darf mich um etwas bitten – ich bitte nicht nur ihn um etwas. Einem Freund bin ich treu, auch wenn ich ihn gerade nicht verstehe.

Ein Freund ist in etwa das, was Schiller in „Der Bürge“ schildert (https://www.craft.do/s/ebKUQSxEq3EqWo).

Ich spüre bei Schillers Gedicht, dass es Dinge in mir gibt, die mir Hingabe erlauben, ja über alles wertvoll machen – besonders eben Freundschaft.

Wie ich gestern geschrieben habe, gibt es das Heil nicht ohne den Tod, ohne Todesbereitschaft. Was wäre das auch für ein Spiel Gottes mit Seinem Sohn, wenn es am Ende um die Menschen in ihrer Kernfrage nicht anders stehen würde als zuvor!

Wenn ich also die Barmherzigkeit Gottes erkenne, Sein Geschenk empfange, wie wäre es, aufzuschauen zum Schenker selbst. Und zu fragen: Ist es nicht dieser, für den es sich lohnt zu leben und zu sterben?

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