Mi 08.02.2023
Mk 7:14-23 Nicht durch Speisen werden wir unrein
Zunächst empfehle ich Johannes Cassianus zu diesem Thema zu lesen:
https://www.craft.do/s/UHvjsgkKyaYPL2
Ohne ihn hätte ich kaum Zugang zu diesem Text gefunden.
Jesus erklärt hier, dass Nahrung, ja nichts von außen, den Menschen unrein machen kann. Das ist anders, als ich intuitiv gedacht habe.
Haben wir denn nicht nur die Wahl in dem, was uns begegnet?
Was ist denn dann überhaupt meine Verantwortung und wie nehme ich sie wahr?
Der grundlegende Philosoph Max Scheler schreibt zum Thema Wertwahrnehmung, dass diese in der höchsten Ebene (der vierten) „Eingegossen“ wird. Dieser Begriff ist auch in den Lehren der Heiligen üblich.
Bin ich denn nur ein Objekt irgendeiner „Eingießung“? Was ist, wenn es mir nicht eingegossen wird?
Es ist ein ungewohntes Wort für den völlig abgenutzten Begriff der Gnade. Gnade wird oft nur als Ursache für Vergebung gesehen. Oder als Hilfe Gottes in die Lebensumstände hinein.
Aber Gnade ist vor allem die Gnade des Gewissens! Des inneren Wissens um das Gute, um das Heilige, um das Rechte.
Erst diese Gnade macht mich zu einem verantwortlichen Menschen. Die Gnade stellt die Aufgabe – dass sie auch hinter mir aufräumt, ist nicht ihr eigentlicher Sinn.
Sich vorschnell über die Gnade zu freuen, ist oft eine Fehldeutung. Erst durch die Gnade werde ich schuldfähig. Wer also Gnade nur zur Schuldbeseitigung möchte, irrt sehr.
Mir scheint, die Differenz zwischen der Aufgabenstellung der Gnade und dem, was sie dann aufräumt, ist das eigentliche Sein des Menschen (kann man das so sagen?).
Daraus erschließen sich Aufgaben, die näher zu beleuchten sind. Für das meiste ist hier nicht genug Platz. Zwei Aufgaben nenne ich:
a) Die Reinigung des Gewissens.
Die Reinigung geschieht zumeist durch den Vollzug.
Das normale Leben ist geprägt von einer Flucht vor Verantwortung.
Ein wesentlicher Grund für „Aufschieberitis“ ist oft die Notwendigkeit, eine Entscheidung zu einem Thema treffen zu müssen. Entscheiden ist sehr anstrengend.
Jeder kennt wohl die schleichende Bedrückung, die im Herzen Wohnung nimmt, wenn ich Dinge, die zu entscheiden sind, zu lange aufschiebe.
Beispiel:
Wir räumen gerade den Keller auf.
Dazu bringen wir die Dinge ins Wohnzimmer auf extra aufgestellte Tische.
Der Kampf des Entsorgens brandet auf. Es gelingt uns nur in kleinen Schritten. Alles, was am nächsten Morgen noch unentschieden da liegt, ist eine Bürde. Aber ebenso ist es eine Befreiung zu sehen, wie es weniger wird.
Ein viellicht kleines Beispiel. Aber es ist eine Übung.
b) Das Einüben
Ein anspruchsvolleres Beispiel:
Suche ich in einer Differenz, z. B. mit meiner Frau, das, was mich entlastet? Oder das, was meine Verantwortung ist.
Mache ich das zum Thema, was ich tun kann? Oder weiche ich aus auf das, wo ich Objekt von Umständen bin?
Beides ist in meinem Herzen. Wem gebe ich Raum in den Vollzug hinein? Der Vollzug ist oft zuerst das Denken und danach das Sprechen.
Und ist es nicht oft so, dass mein Gewissen so schwach geworden ist, dass mein Sprechen schon vor meinem Denken kommt? Und mein Denken Knecht meiner Selbstbehauptung wird?
Es ist die größte Ehre, die es im Universum gibt, dass ich wissen kann, was gut ist (obwohl ich es nicht wissen muss). Und dass ich eine unverbrüchliche Freundschaft mit diesem Wissen eingehen kann. Das Gute um des Guten willen – Gott um Gottes willen. Ich weiß es – und die himmlischen Heerscharen halten die Luft an, ob ich es denn auch tue.
Gebe ich Gott die Ehre der Tat?