Nimm, was du hast

Sa 11.02.2023

Mk 8:1-10 Die Speisung der viertausend Menschen

„Wenn kein Wunder geschieht, haben wir ein Problem“. Haben die Jünger so gedacht?

Sie waren wie wir. Sie haben die Probleme angeschaut. Und das Problem war die Wüste. Woher nehmen, in dieser Wüste? Dies hier in unserer Hand, das reicht nicht.

Jesus bestätigt sie und zieht Bilanz: Wie viel haben wir?

Das Problem wird nicht vertuscht oder kleingeredet.

Hatte Jesus eine Art Jokerkarte im Umhang? Ich habe noch eine Wunderkarte, die kann ich jederzeit einsetzen.

Geht es darum, auf ein Wunder zu hoffen?

Jesu Merkmal ist nicht das Er stark ist. Sondern Seine Liebe zu den Menschen und Sein Vertrauen zum Vater. Er war kein Pokerspieler, der auf ein Wunder gehofft hat.

Ich sage das, weil wir Christen oft auf ein Wunder hoffen oder uns sehr über ein Wunder freuen und es gern weitererzählen, vielleicht ein wenig ergänzt und ausschmücken. (Ich mag keine Wundergeschichten mehr hören.)

Jesus sieht die Not der Menschen. Er akzeptiert Seine Verantwortung. Keine Ausrede, die sagt „ich habe nicht genug“.

Sondern: Was habe ich denn? – Ok.

Jesus dankt für das, was Gott gab. Egal, wieviel es ist. Und Er gibt alles.

Punkt.

Wenn ich im Wesen Gottes bin (Verantwortung und Liebe) und tue, was möglich ist, stellt sich Gott dazu.

Aber selbst wenn das nicht geschehen wäre, hätte Jesus so gehandelt.

Weil es nicht um Spekulation oder Erpressung Gottes geht. Ich provoziere Gott zu einem Wunder.

Und weil es nicht um einen Zweck geht. Z. B. den, erfolgreich zu sein.

Sondern weil es gut ist.

Einschub:

In Lk. 14:29 sagt Jesus, dass ich zuerst die Kosten für den Turm überschlagen soll, bevor ich ihn baue. Ist das ein Widerspruch?

Nein. Es gibt nur EINE Entscheidung, die ich so gründlich prüfen soll: Mein Leben ganz Gott zu überantworten – das ist dort der Kontext.

Ende Einschub

Ich ergänze meine Überschrift: Nimm, was du hast, danke dafür und gib es ganz in das Gute.

Nimm dein Pfund und vergrabe es nicht.

Zwei Gedanken für die Praxis:

Erstens: Rechnen, spekulieren und Sorgen ist eine Sache der Welt. Kinder Gottes haben ein anderes Zuhause. Sie tun, was ihrem Wesen entspricht. Sie dürfen rechnen, aber rechnen bestimmt sie nicht. Sei der, der du sein sollst.

Zweitens: Wie oft schaue ich auf die Probleme, deren Lösung ich nicht kenne oder genauer, von denen ich weiß, sie sind unlösbar. „Ich kann nicht“ ist dann der Satz.

Die Frage lautet aber: Welches Kleine hast du da bei dir, für das du danken kannst? Und dann gib dieses Kleine, das niemals reicht – und überlass alles andere Gott.

Wir verbergen uns oft vor der Verantwortung, indem wir auf das Große verweisen, dass wir nicht können. Und derweil verschwenden wir das Kleine und vollziehen unsere Verantwortung, die wir daran haben nicht.

Das ist ein sehr großes Thema und greift bei sehr vielen Dingen.

Z. B. bei einem Mangel an Willensstärke. Bei einem Mangel an Begabung oder sogar bei Krankheiten – auch psychischen Krankheiten.

Ich erinnere mich an Supervisonsstunden mit Kollegen. Ein Kollege betreute einen Mann, der eine schwere, unheilbare Psychose hatte.

Er berichtete, wie sie nicht versuchten, die Psychose zu bearbeiten, sondern das Leben, das es sonst noch gab, das es dennoch gab. Dieses Leben immer weiter zu festigen und zu schützen. Die Einengung auf das Problem zu verlassen und das, genau das zu tun, was möglich war.

Wenn ich das tue, für das ich verantwortlich bin, obwohl es nur etwas Kleines ist, werde ich Jesus ähnlich. Und es gibt immer etwas. Ich brauche nicht auf neue Ressourcen oder gar ein Wunder zu warten.

Ich tue das kleine, das Stück Brot weitergeben, das ich in den Händen halte. Es ist immer eins da! Und ich werde damit nicht an ein Ende kommen in meinem Leben.

Andere werden dann vielleicht sagen: Sieh doch, ein Wunder.

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