Durch Sterben leben

So 19.02.02023

Mt 5:38-48 Bergpredigt: Die linke Wange hinhalten.

Immer wieder sind diese Abschnitte der Bergpredigt als Überforderung gedeutet worden. Als unrealistisches Ideal. „Wenn jemand dir deinen Rock nehmen will, dem laß auch den Mantel.“

Ist man dann nicht schnell selbst der Bedürftige? Ermutigt man die Menschen damit nicht, mich auszubeuten?

Jesus predigt hier die Ungerechtigkeit gegen mich. Die Ausbeutung meiner Person. Reicht es denn nicht, wenn wir „nett zueinander“ sind?

Was bekomme ich, wenn ich mich um solches bemühe? Was kann ein Motiv sein, was könnte mir die Kraft geben?

a) Es ist im Wesentlichen nicht Kraft, die mir fehlt, sondern Freiheit. Freiheit von mir selbst. Vielleicht könnte ich es tun, wenn da nicht die brennende Liebe zu mir selbst wäre.

Es ist garnicht so, dass, wer sich erst selbst richtig liebt, auch andere lieben könnte. Wie dieser Text zeigt, muss man schon sehr rücksichtslos mit sich selbst sein, um diesen Weg zu gehen.

b) Das Gefühl ist kein verlässlicher Partner für diesen Weg. Der Rausch, der aus einer entschiednen Hingabe folgen kann, er vergeht.

Mir scheint aber, dass es auch hilfreich sein kann, Orte zu suchen, die meinen Gefühlen aufhelfen. Solange ich diese Orte nicht um der Gefühle willen suche, sondern um der Wahrheit willen, um Jesu willen.

c) Solch ein Ort ist am besten die Stille. In der Stille gebe ich dem Geist Raum. Entscheidend ist aber, dass dies ein Ort ist, in dem ich die Nähe Jesu suche. Und zugleich suche ich Klarheit über das, wofür ich leben will.

d) Habe ich Klarheit, wem mein Leben gehören soll, „füttere“ ich diesen Weg. Mit Akten. Mit Taten. Jeder Akt, der den Himmel mehr erfreut, als dass er mir dient, ist eine Art Investment in meine Wohnung im Himmel. Ich gewinne Heimat im Himmel.

Es geht dabei nicht darum, etwas im Himmel „zu haben“, wie einen Grundbucheintrag. Es geht darum, mit den Leuten im Himmel vertraut zu werden. Zu werden wie sie, wenn auch zunächst nur in einem kleinen Akt. Die „Sonne über Ungerechte aufgehen zu lassen“, das macht mich zu einem Verwandten Gottes.

Es wird meinen Ruf in der Welt ramponieren. Besonders in meiner Heimat, dem Ort, an dem man meint mich zu kennen. Wenn ich ein anderer werde, wollen meine Verwandten und Freunde den Alten, ihnen bekannten, festhalten.

Letztlich erleichtert es den Weg, wenn ich meine Beheimatung in der Welt verliere. Zugleich wird meine neue Heimat wichtiger werden.

Ein Heilige, die mir nahe ist, ist Madeleine Delbrêl. Hier ein Text von ihr zu diesem Thema:

https://www.craft.do/s/UDGtsqUMkpEc8H

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