Nicht ohne Dich

Mo 20.02.2023

Mk 9:14-29 Die Heilung des besessenen Knaben

Warum konnten die Jünger ihn nicht austreiben?

Jesus sagt, diese Art kann nur durch betet (und fasten) ausgetrieben werden.

Mir scheint, es sind zwei Gebetsverbindungen gemeint.

Zum einen die von Jesus und Seinem Vater. Jesus selbst kam gerade aus dem Gebet. Aus einem Gebet weit weg von allem, auf einem hohen, einsamen Berg. Aus der intensiven Verbindung mit Gott und den Heiligen (Mose und Elia).

Selbst Jesus.

Zum anderen die vom Vater des Knaben zu Jesus.

Jesus heilt nicht einfach so. Er fordert den Vater zum Glauben heraus, zum Gebet zu Jesus hin. Die fünf Worte des Vaters sind ein Gebet, das wie ein Icon, ein Symbol des Betens schlechthin ist. Ich bringe, was ich habe und schreie nach dem, was ich für meinen Sohn brauche.

Der Vater ist ein Typos eines Vaters. Eines Verantwortlichen. In einer Familie, in einer Gemeinde, in einer Bruderschaft.

Ein Blick auf Sein Gebet:

  • Es ist anhaltend. Die Not besteht schon ein Leben lang, aber der Vater gibt nicht auf, hofft alle Tage erneut. Pilgert zu den Jüngern. Rennt zu Jesus als er Ihn sieht.
  • Er bittet um Erbarmen. Aber Jesus erbarmt sich nicht einfach. Er wirft den Ball zurück. Nicht Sein Erbarmen ist das Thema (wie es in unseren Gebeten oft ist, sondern der Glaube des Vaters.
  • Nun schreit er. Er blamiert sich vor allem Volk, inkl. einiger Schriftgelehrter. Ein Symbol für „all in“, für den Einsatz von allem, was er hat, bis zur Lächerlichkeit.
  • Er ist ganz Vater. Sein Name ist „Vater“, denn er ist nichts als Vater, ganz bezogen auf den, für den es ihn gibt (den Sohn). Sein Leben ist verborgen in seinem Amt, in seiner Verantwortung. Nix von Selbstverwirklichung.
  • Er schreit mit Tränen. Mit der ganzen Verletztheit, die er in dem Sohn spürt, nicht nur in unverbindlicher Empathie. Sondern all den Schmerz des Sohnes an seinem Leibe tragend. Wie oft schreie ich? Wie sehr lasse ich den Schmerz derer an mich heran, für die ich eigentlich da bin?
  • Er bekennt seinen Glauben. Ohne den wäre er auch nicht da. Im Blick auf das, was er für seinen Sohn tut, ist dies ein großer Glaube.
  • Er bekennt den Kyrios. Er bekennt den Mangel, den er schmerzhaft spürt. Er stürzt sich nach vorn zum König hin, wie Johannes J. so schön gepredigt hat.

Soweit mein kurzer Blick auf sein Gebet.

Wir haben immer beides. Verantwortung für das, was wir schon haben. Wir haben einen Selbststand und ein Eigen-sein. Wir sind wie Botschafter, mit einer gewissen Autorität aus dem, was uns schon gegeben. Das, aus falscher Demut, von sich zu weisen, ist undankbare Feigheit.

Dann aber sind wir immer wieder und ganz grundsätzlich bezogen auf den Vater hin. Immer im Gebet – aber auch im besonderen Gebet.

Es geht darum zu schauen, was ich habe und dies ganz einzusetzen. Rückhaltlos. Und mit Tränen und Schreien wahrzunehmen, wie sehr wir Dich brauchen und wollen.

Eine Randbeobachtung:

In dieser untypischen Geschichte fragt Jesus eine Frage zur Biografie. Nur eine – aber offenbar ist sie wichtig.

Der Vater platzt mit einer Leidensgeschichte heraus, die ein Blick auf das Maß und die Dauer seines Leidens öffnet. All sein Leiden ist nun ganz präsent. Der ganze Lebensschmerz. Es geht um das Leben, nicht nur um ein Problem. Denn die Not des Kindes ist sein Leben.

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