Neu hören, neu denken

Di 21.02.2023

Mk 9:30-37 Jesu Leidensankündigung und: Wer ist der Größte unter den Jüngern?

Jesus spricht zu Seinen Jüngern von Seinem Weg der Auslieferung an die Menschen, vom Tod und von der Auferstehung.

Und sie verstanden Ihn nicht.

Was kann man denn daran nicht verstehen? – So ging es mir durch den Sinn.

Der Text erklärt es danach. Sie verhandeln auf dem Weg darüber, wer der Größte unter ihnen sei.

Ihr Herz lebt in einem alten, weltbezogenen Denken.

Ich nehme ein Beispiel, das lange zurückliegt. Ich stand damals in Kontakt mit der Missionsgesellschaft WEC (Weltweiter Einsatz für Christus). Auf einer Tagung wurde eine Weltkarte gezeigt, mit den Gebieten die Missionsland sind.

Auf dieser Karte war u. a. Russland vollständig als Missionsland eingezeichnet. Orthodoxe Christen sind eben keine evangelikalen Christen.

Später lernte ich es anders. Ich war in einem ökumenischen Kreis mit orthodoxen Christen (bis heute) und habe auch Kirchen und ein Kloster in Litauen besucht und Menschen zu mir eingeladen. Langsam lernte ich neu zu hören, neu zu denken.

Heute beuge ich mich tief vor der orthodoxen Kirche und erachte sie höher als mich.

Ein vielleicht sehr mildes Beispiel. Denn hier geht es ums mehr.

Die Nachfolge Christi widerspricht der weltlichen Natur des Menschen. Und zunächst sind wir fast ganz Welt. Der Geist ist nicht mehr als eine Laus in unserem Pelz.

Der Weg der Nachfolge ist der Weg in den Tod. Dass dieser Tod das eigentliche Leben zur Welt bringt, ist für unsere Natur im wörtlichen Sinn unvorstellbar.

Modern kann man sagen, unser Unterbewusstsein beschützt unsere Existenz vor solch einer mörderischen Perspektive. Ich kann sie nicht denken.

Und auch nach der Bekehrung:

Zunächst nehme ich mein weltliches Denken mit in meine Nachfolge, so wie die Jünger es tun. Zum Beispiel, indem ich den Begriff „gerettet sein“ so deute, dass ich genau genommen meine, irgendwie ins Paradies zu kommen. Mein jetziges Leben hinüberzuretten. Den Tod passieren zu können und später weiterzuleben.

Aber so ist es nicht. Nichts von meiner Weltnatur wird gerettet. Rettung ist eigentlich vorzeitiges Sterben. Wenn es in der Regel auch ein Weg ist (ein Prozess).

Tröstlich ist, dass jeder von uns einen Keim (nicht eine Laus) in seinem Herzen (nicht seinem Pelz) hat, der uns die Wahrheit und die Herrlichkeit zeigt, die uns erwartet.

Ich bezeuge es.

Eine nahe Gemeinschaft mit Jesus Christus ist so zunächst nicht Ausdruck meines gerettet seins. Es ist das Wachsen des Vertrauens, um eines Tages den Mut zum Sprung zu haben. Zu Jesu Füßen kann ich das neue Reich schmecken und es meinem Herzen leichter zu machen, das alte Reich aufzugeben.

Nicht der ist gerettet, der Jesus kennt, sondern der, der mit Ihm der Welt stirbt, um mit Ihm zu leben. Das ist Glauben, denn glauben ist ein anderes Wort für Vertrauen.

Aber Achtung: Ich sterbe nicht der Welt, um von meiner Umgebung entfernt zu werden. Im Gegenteil. Ich sterbe meiner eigenen Weltabhängigkeit, um den Menschen bei mir wahrhaft nahe zu sein – so wie Jesus uns nahe ist, die wir in der Welt (oder noch in der Welt) sind.

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