Lieben

Fr 24.02.2023

Joh 15:9-17 Das Gebot der Liebe

Über die Liebe zu sprechen, habe ich allgemein vermieden. Wenige Begriffe sind so belastet wie dieser. Heute ist ein Blick dahin nötig.

Es fängt mit einem Donner an: „Gleichwie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch.“

Wie liebt denn der Vater den Sohn?

Hier ist es: Indem der Vater dem Sohn das Werk zumutet, das allein Seine Schöpfung retten wird. Indem Er Seinem Sohn alles zutraut. Indem Er Seine Ehre in die Hände des Sohnes legt.

Die Würde Gottes ist Seine Liebe. Das nun ein Gegenüber Ihn lieben kann, erfordert die Freiheit dieses Gegenübers es nicht zu tun – so wie es mit den Menschen geschehen ist.

Jeder Allmächtige kann sich Gehorsam erzwingen.

Liebe jedoch ist größer als Allmacht. Aber es macht den Liebenden verletzlich. Es raubt ihm indirekt Seine Allmacht.

Wenn nun sogar das Wesen Gottes Liebe ist, ist das Ausschlagen dieser Liebe eine substanzielle Verletzung. Mit scheint, wir ermessen nicht, was das Thema der Menschenschöpfung für Gott bedeutet.

Hätte Gott die Menschen in der Sintflut vernichten können?

Ich weiß es nicht.

Aber: Nachdem Sein Sohn in Maria Menschensohn geworden ist, ist Seine Bindung an uns unlösbar.

Alle unsere Lieblosigkeit rührt an der Substanz Gottes.

Viele sagen, Gott braucht uns nicht.

Ja, Er liebt in der Trinität von je her.

Aber Gott wollte uns brauchen. Denn Liebe ist nicht optional. Habe ich mich auf einen Geliebten eingelassen, kann ich nicht mehr sagen „Ich brauche dich nicht“.

Ein Sohn macht einen Vater zum Vater. Verliert er den Sohn im Sinne der Absage des Sohnes an seine Sohnschaft, ist der Vater in seinem Wesen, dem Vater-sein, infrage gestellt.

Wir sind bezogene Wesen. Wir leben nur in der Liebe, wie Fische im Wasser. Liebe ist kein Produkt eines Menschen, sondern immer nur die Annahme einer Wirklichkeit. Einer Wirklichkeit, die uns ausmacht – als Kinder Gottes.

Dies ist nur ein Bruchstück – ich möchte noch etwas Praktisches sagen:

Liebe, auch die ‭ἀγαπάω‭ agapáo, ist Ausdruck einer Mischung von geistigem und leiblichem. Ein „mehr“ an Liebe ist darum weniger eine höhere Intensität, sondern so etwas wie eine klarere Ordnung. Die Ordnung der Liebe Gottes ist, dass der Geist der Herr ist, der sich im Leib ausdrückt. Nicht andersherum.

Es wird an folgendem klar:

Niemand liebt mehr, als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.

Es ist offenbar, dass es für den Leib töricht wäre seine Leben zu geben, das wäre auch das Ende der Liebe. Das kann nur der Geist.

Aber der Ausdruck des Geistes wird im Leib verlangt. Ich liebe mit meinem Leib aus meinem Geist heraus.

Wenn ich also z. B. sage ich liebe meine Frau, es aber nicht in der Tat (im Leib) ausdrücke, verfehle ich das Ziel.

Der Leib aber braucht eine Ordnung.

Beispiel:

Wenn eine Kutsche vier Zugpferde hat, diese aber weder eine Deichsel noch Zaumzeug haben, werden normalerweise die Pferde irgendwohin ziehen. Das Risiko eines Unfalles ist groß.

Die Ordnung allein reicht natürlich auch nicht. Auch der Plan des Kutschers ein Ziel zu erreichen reicht nicht – er braucht die Kraft der Pferde dazu.

Die Pferde sind zu beachten, in ihrer Kraft, ihrem Wesen und anderen Eigenschaften. Aber sie brauchen den Kutscher (den Geist) und das Geschirr (die Ordnung, die Gesetze).

In dem Bild der Kutsche passt sogar ein wenig der Umstand, dass es nicht darum geht, wo der Kutscher hin will. Er ist Diener der Fahrgäste. Unser Leben weist immer über uns selbst hinaus.

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