Wer ist der Mensch?

So 05.03.2023

Mt 17:1-9 Verherrlichung (Verklärung) Jesu auf dem Berg

Hildegard von Bingen schreibt zu diesem Abschnitt einen wunderbaren Text:

https://www.craft.do/s/F51RKzgi9DvfCP

Die Jünger waren mit Jesus vertraut. Er war zwar besonders, aber doch auch ganz nahe und wanderte mit ihnen persönlich durch das Land. Hautnah. Sie aßen und tranken mit Ihm, feierten Feste und hörten Seine Reden.

Die Jünger hatten von Mose und Elia gehört und gelesen. Figuren aus der entfernte Geschichte, seit hunderten Jahren verstorben. Irgendwo in der Zwischenwelt oder was genau ihr Glaube war. Objekte des Glaubens.

Nun aber wird der Vorhang ein klein wenig beiseite geschoben.

Nichts ist mehr fern. Die unfassbare Herrlichkeit Jesu nicht, die originäre Stimme Gottes nicht, die Propheten nicht. Und sie mitten dabei.

Woher wußten die Jünger, wer die zwei Männer waren, die bei Jesus standen?

Mir scheint, dass in dem Licht Gottes ein unvermitteltes Erkennen der Heimat stattfindet. Eigentlich kennen wir den Himmel. Werden wir dort sein, wird er uns vertraut erscheinen.

Als ich einmal in Israel war, war es wie ein Vorgeschmack dieser Vertrautheit. Ich war dort nicht fremd. Jerusalem war vertrautes Zuhause.

Alles ist sehr nahe. Vergangenheit und Zukunft (Mose und Elia reden mit Jesus über das Zukünftige). Himmel und Erde. Gott und Mensch.

So ist es natürlich immer – wir sehen es nur nicht. In den Niederungen der Alltäglichkeit inszeniert sich die Welt, als wäre sie das Einzige und damit das Maßgebende.

Hildegard schreibt von der Herrlichkeit, zu der der Mensch berufen ist. Erkennbar an der Herrlichkeit Jesu – des Menschensohnes.

Aber um ihn ist gelegt der Mantel der Welt – wie ein Brautschleier. Bei Jesus, wie bei uns.

Der Lichtträger (Luzifer) zeigt, wie schnell die Erkenntnis der eigenen Herrlichkeit in die Autonomie führt – und damit in die Gottesferne.

Nicht anders als im Raum der Verborgenheit können wir lernen, Gott als den Unsichtbaren zu lieben. Zwar ist der Schleier nicht 100 % blickdicht. So ahnen wir etwas von Gott. Aber zumeist nur in Momenten der Stille auf dem Berge.

Gern würde auch ich ein Zelt (Hütte) im Himmel errichten. Aber Jesus kommt ja gerade aus dem Himmel – zu uns, zu den Menschen um mich herum. In dieser Zeit ist der rechte Ort nicht im Himmel, sondern der rechte Ort des Himmels ist unter den Menschen.

Der Weg des Christen ist eben nicht hinauf in die Herrlichkeit, sondern hinab in die Welt. Nicht als Teil aus der Welt, aber als Teil in die Welt hinein.

Der Himmel ist direkt neben mir, nur durch einen feinen Vorhang vor meinen Augen verborgen. Und das zu meiner Ehre, damit ich lieben kann und nicht lieben muss.

Die eigentliche Herrlichkeit Jesu besteht nicht in einem wunderbaren Glanz – sondern in Seinem Hinabsteigen von dem Berg, hinabsteigen zu den Menschen. Und diese mehr zu lieben als die Herrlichkeit, die Er beim Vater hat. Die Verklärung Jesu war nicht der Auftakt des Aufstieges, sondern des Abstieges zum Leid hin. Weil die eigentliche Herrlichkeit Gottes das bedingungslose dazu gehören zu Seinen Menschen ist.

Gestern hörte ich von einer Freundin, dass die Sünde des anderen nicht seine ist, sondern unsere. Und ebenso ist es mit dem Leid und allen Dingen. Salz der Erde sein heiß nichts Fremdes sein. Niemand sagt, ich esse Suppe und ich esse Salz. Es ist die Suppe, die genießbar ist, nicht das Salz als Salz.

In der Verbundenheit gilt Gottes Erbarmen für den Anderen wie für mich. Liebe ist nie eine Eigenschaft von mir. Sie ist nur mit dem Anderen existent.

Kurze Pause bis morgen, so Gott will.

3 Kommentare zu „Wer ist der Mensch?

  1. Gerade bin ich vor meinem Abflug in Ben Gurion, Tel Aviv, nach elf intensiven Tagen voller wertvoller Begegnungen in Israel. Ich war mit unserer ältesten Tochter im Auto von Tiberias nach Tel Aviv unterwegs als wir uns nach Sonnenuntergang spontan entschieden, auf den Berg Tabor (dem Berg der Verklärung) hoch zu fahren, obwohl wir wussten, dass das Kloster und das Bergplateau schon geschlossen ist. Auf dem zuvor menschenleeren Parkplatz sprachen uns zwei Leute an, die über die Mauer geklettert waren, und fragten, ob wir sie mit nach unten nehmen könnten. Es waren Ukrainer mit jüdischen Wurzeln. Sie waren so überrascht über unser plötzliches Erscheinen und unsere Hilfsbereitschaft, dass sie uns für Engel hielten, zumal wir fast unmittelbar auf Glaubensfragen zu sprechen kamen und in ihrer Muttersprache redeten. Letztendlich fuhr eine der beiden mit uns nach Jaffa und wir hatten 3Autostunden lang Zeit, ihre Fragen über Gott zu beantworten, die sie seit Kindheit bewegten. Wir spürten die Freude des Himmels, als sie vor dem Aussteigen Jesus in ihr Herz einlud. ER ist heute noch HERRlich lebendig!

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