Was sie sagen, das tut.

Di 07.03.2023

Mt 23:1-12 Von der Scheinheiligkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten

Wenn ich suche, wer heute „Pharisäer“ ist, sehe ich zunächst keine Gruppe, auf die das umfassend zutrifft. Am ehesten ist es noch die Wissenschaft, die so verehrt wird wie damals die Schriftgelehrten. Oder der anonyme Zeitgeist.

Kann denn eine Eigenschaft so verschwinden, wie es hier scheint?

Wenn etwas zu verschwinden scheint, taucht es oft in seinem Gegenteil wieder auf und niemand erkennt es. Man kann mit ein und derselben Motivation das eine tun und genau das Gegenteil. Und es ist doch dieselbe Wurzel.

Und dies geschieht oft in Wellen, indem beide Pole abwechselnd sichtbar werden.

Das Gegenteil der falschen Verehrung (von Schriftgelehrten) ist der übertriebene Individualismus. Man kann nichts glauben, also glaubt jeder an sich selbst und daran, dass man nichts wissen kann und deshalb auch nichts wirklich gilt.

Wenn nichts gilt, kann ich meine Verantwortlichkeit leicht loswerden. Wem gegenüber sollte ich mich Ver-antworten? Niemand lehrte mein Gewissen, deshalb stammelt es auch nur ganz leise vor sich hin.

Ich kann mein Gewissen und meine Verantwortung an eine Institution abgeben. Das ist heute zumeist der Staat, früher war es auch die Kirche.

Oder ich kann mein Gewissen an die „reine Gnade“ abgeben. Der gute Herr Jesus wird mir schon alles vergeben. Aber was gäbe es eigentlich zu vergeben?

Oder ich kann mein Gewissen an den ewigen Zweifel abgeben.

Gern auch an das „man kann ja nichts sicher wissen“.

Oder: Es ist alles nur eine Konstruktion des Gehirns.

Oder an die Wissenschaft.

Hauptsache, man verantwortet nichts.

Damit bin ich dann zwar nicht richtig – aber auch nicht falsch – und das ist schon etwas beruhigend. Hauptsache nicht falsch sein. Und meine Identität überlasse ich der Masse, dem Zeitgeist oder dem ZDF.

Sehr schnell ist das leere Haus des Gewissen aber wieder besetzt mit fremden Göttern. Sei es heute das Thema Klima oder Gender, sei es das Thema Flüchtlinge oder wieder „Gut und Böse“ in Fragen des Krieges.

Es hat mich immer verwundert, dass Jesus nicht sagte: „Vergesst die Pharisäer“. Sondern Er sagt: Was sie euch sagen, das tut. Trotz allem.

Die Tradition der Bewahrung der Lehre des Mose bleibt gültig, auch wenn ihre Träger sie missbrauchen. Für uns: Die Kirche hat die Tradition bewahrt. Soweit sie diese verkündet, soll ich tun, was sie sagt – auch wenn ich ihr Auftreten als Kirche in mancher Weise ablehne. Besonders, wenn sie selbstbezogen und selbstgerecht auftritt. Das heißt nicht, dass ich die Kirche ablehne.

Ob die Menschen, die z. B. das Glaubensbekenntnis von Nicäa im Jahr 325 formuliert haben, gute Menschen waren, weiß ich nicht. Aber was sie sagen, glaube ich und folge dem.

Ich benötige die Schulung, Klärung und Schärfung meines Gewissen. Nicht am Zeitgeist, sondern an der Tradition der Apostel und Evangelisten, den Kirchenvätern und Konzilen und den geistigen Menschen dieser und aller Zeiten.

Ich spüre, dass ich das Evangelium von heute nur wenig erfasse. Der Geist Gottes aber kann aus dem Fragen und Bitten um Führung etwas Gutes machen. Darauf vertraue ich.

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