Segenssucht und Wundersucht

Do 09.03.2023

Lk 16:19-31 Der reiche Mann und der arme Lazarus

Eine vielfältige Geschichte mit vielen unbequemen Aussagen. Ich konzentriere mich auf den letzten Vers (31):

“‭Er sprach‭‭ zu ihm‭:‭ Hören‭‭ sie Mose‭ und‭ die Propheten‭ nicht‭, so werden sie auch nicht‭ glauben‭‭, wenn‭ jemand‭ von‭ den Toten‭ aufstünde‭‭.‭”

Ein Mann namens Lazarus ist von den Toten auferstanden (Joh 11). Wem hat es gedient?

Viele Fragen nach dem Segen Gottes. Einem beschützenden Eingreifen Gottes ins Leben. Wenn Gott nicht eingreift und z. B. ein Erdbeben passiert, dann wenden sie sich von Gott ab. „Wo war denn Gott?“, fragen sie.

Was aber, wenn Gott alles gibt, was ich mir wünsche?

Dann bin ich ein reicher Mann, der „alle Tage herrlich und in Freuden“ lebt. (genauer steht dort: „fröhlich und in Prunk“).

Was nun wird dann aus mir werden?

Viele wünschen sich Zeichen von Gott. Sie berichten einander von Gebetserhörungen und Wundern, von denen sie gehört haben. Wenn dies oder jenes Zeichen oder gar Wunder geschehen würde – ich würde leicht und fest an Gott glauben.

Aber Gott scheint heutzutage mit Wundern zu geizen – was ist bloß mit Ihm los?

Wer ist uns denn Mose und die Propheten, auf die wir hören sollen? Für das Volk Gottes war es klar – und wir?

Wenn wir der Wahrheit in unserem Herzen Raum geben und suchen das Zeugnis der Väter „Erkennen“ wir Gott. Lange bevor Er uns als Auferstandener begegnet.

Übrigens: Wo bei Luther „Hölle“ steht, steht Hades. ᾅδης‭ há-des ‭Hades. Das kommt von à (nicht) und eído (sehen). Entweder also: Nicht gesehen, oder nicht sehend.

Was ich im Leben gewählt habe, wird mir nach dem Ende des Lebens zum bleibenden Ort. Der Ort des Nichtsehens, nicht Erkennens, der Nicht-Gemeinschaft.

Die Wahrheit hüllt sich in ein leises Wort. Das Wort fragt mein Herz. Willst du mich hören? Seine Frage lautet: Willst du Segen für dich selbst (Wohlergehen) oder für den, der vor deiner Tür ist?

Dem Hörenden wird es ein Licht des Erkennens – dem Weghörenden das grelle Licht des Gerichtes.

Der Reiche hat Lazarus nicht gesehen. Wie auch, er war ganz mit sich beschäftigt. Nun meint er, es liegt an irgendetwas außerhalb von ihm. Die Schuld ist, dass ihn niemand mit einem Wunder aus seiner Blindheit gerissen hat. „Wäre einer von den Toten auferstanden …“.

Die Richtung des Herzens ändert sich nicht durch ein Wunder. Nicht durch Segen oder Gnade.

Beim Namen gerufen zu sein, heißt bei seiner Liebesfähigkeit gerufen zu sein. Der namenlose Reiche ist für die himmlische Welt ein Niemand.

Solange es „heute“ heißt, will ich mich rufen lassen. Von jedem vor meiner Tür. Mir einen „Namen im Himmel“ machen. Bekannt als der, den man rufen kann.

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