Zeugnis des Gerichtes

Fr 10.03.2023

Mt 21:33-46 Von den bösen Weingärtnern

Jesus predigt den Verwaltern des Reiches Gottes ihr Gericht – zwar im Gleichnis, aber gut zu verstehen.

Israel war (und ist) das auserwählte Volk. Die Perle Gottes auf Erden. Der Bundespartner Gottes. Der Ackerboden der Heilsgeschichte.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten wiederum, die besten des Landes. Die geistige Elite.

Israel vertraute auf die unbedingte Bundestreue Gottes. Gott konnte doch das auserwählte Volk nicht fallen lassen. Man war doch Stadthalter Gottes auf Erden.

In gewisser Weise ist Israel das Salz der Erde. Wie die Völker mit Israel umgehen, so wird Gott mit ihnen umgehen. Fürchte dich, den Augapfel Gottes anzutasten.

Und dennoch solch eine Gerichtspredigt an die geistigen Fürsten des Landes. Und wie entsetzlich sich diese Predigt verwirklicht hat, weiß jeder, der die Geschichte Israels weiter kennt. Von der vernichtenden Zerstörung Jerusalems 70 nach Christi, über die Zerstreuung in die Welt, endlose Pogrome gegen Juden und in grausigem Höhepunkt die Shoah, der Holocaust vor 90 Jahren.

Gottes Erwählung ist nichts, auf dem man sich ausruhen kann – im Gegenteil.

Das KZ Dachau war kein Vernichtungslager. Dort starben Menschen nach langer Überarbeitung, an Krankheit oder durch einzelne Morde.

Etwa 2.700 kath. Geistliche waren dort – und etwa jeder zweite von ihnen ist dort gestorben.

Quelle:https://www.erzbistum-muenchen.de/glaube/maertyrer/selige-maertyrer-von-dachau

Ich vergleiche es nicht mit der Shoah, sondern ich nenne den Ernst, den es bedeutet, zu Gott zu gehören. Ganz unabhängig von eigener Schuld. Christ sein ist keine Beförderung in ein besseres Leben, zumindest nicht für die, die Verantwortung haben.

Und haben Christen letztlich nicht alle Verantwortung als Salz der Welt?

Was beutet das für mich selbst?

Ich möchte gern Brücken bauen. Zwischen Zeloten und Zöllner, zwischen Heiden und Christen, zwischen Pfingstlern und Pius-Brüdern.

Dazu möchte ich nicht meine eigenen Befindlichkeiten als Fallstrick erleben. Wie es mir geht mit einer Gruppe Menschen, oder was es mir ausmacht, beliebt zu sein oder nicht.

Das Volk hörte auf Jesus, weil Er vollkommen authentisch Sohn Gottes war. Sie spürten Seine Reinheit und Selbstlosigkeit.

Wer sich an Ihm rieb, tat dies nicht, indem er sich an einer Meinung Jesu oder einem persönlichen Verhalten Jesu rieb – sondern wenn, dann an der Wahrheit selbst.

So geht es bei meiner eigenen Heiligung wenig um mich (garnicht), sondern darum ein weißes Blatt Papier für Gott zu werden. Auf dem jede Botschaft Gottes als solche erkannt werden kann. Ich möchte Seine Schrift nicht unleserlich werden lassen im Gestrüpp meiner Eitelkeiten und Ängste.

Das Maß an Verantwortung, das Du mir gibst, ist gültig. Dort gilt keine billige Gnade. Und dabei geht es darum, Dir zu vertrauen. Es ist eher keine Frage der Kraft, sondern des Mutes. Der Klarheit, wem ich vertrauen will. Meiner eigenen Kraft und raffinierten Selbstsorge – oder der Fürsorge meines Vaters.

Ich ahne das nahe Gericht an der Kirche. Sowohl meiner katholischen Kirche (in Deutschland) in ihrer Anbiederung an den Zeitgeist. Aber auch der Freikirchen, die zu viel in „Jesus für mich“ investiert und zu wenig in den Gehorsam Gottes. Die eine lebt sich selbst als Institution, die andere sich selbst als Weltmenschen mit „Erlösungsfreifahrtschein“.

Wo stehe ich? Zwischen allen Lager? Hier oder dort?

Wer weiß es – Gott weiß es.

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