Die Sünder kommen zu Jesus

Sa 11.03.2023

Lk 15:1-3, 11-32 Der verlorene Sohn (oder: Der Vater mit den zwei Söhnen).

In der Leseordnung meiner Kirche wird der Vers 1–3 mitgelesen. Oft wird er übergangen, und nur die Geschichte selbst erzählt.

Was höre ich heute zu dieser so vertrauten Geschichte, die zumeist die Geschichte vom verlorenen Sohn genannt wird?

Ich höre den Vers eins.

„Es nahten‭‭‭‭ aber‭ zu ihm‭ allerlei‭ Zöllner‭ und‭ Sünder‭, daß sie ihn‭ hörten.“

Wie kommt das denn?

Jesus hat kein süßliches Wohlfühlevangelium gepredigt. Und hier ist auch nicht von Heilungen die Rede. Sondern sie nahten Ihm, „dass sie Ihn hörten“. Sie spitzen die Ohren.

Gestern ist mir noch einmal die Andacht vom 28.12.2022 in die Hände gefallen (Wozu ist der Mensch https://www.craft.do/s/w4bQIC731OC1W2).

Mir scheint dies für den Hintergrund wichtig zu sein.

Jesus verführt nicht, Er wirbt nicht mit Vorläufigem oder besticht die Menschen mit Wohlfühlmomenten und schönen Traditionen.

Inwiefern sind Erzählungen wie die Bergpredigt attraktiv? „Selig sind, die um meinet willen verfolgt werden“ oder „Halte dem anderen die andere Wange hin“?

Es war auch nicht ungefährlich als Jesus-Freund erkannt zu werden, schon damals nicht. Was zieht die Menschen denn?

In jedem Menschen ist eine Ahnung von der himmlischen Heimat. Dem Ort, an dem es gut ist und wo ich geliebt bin. Der Ort, an dem ich sogar ein Fürst bin (Siehe den Ring, den der Vater ihm gibt).

Aber der Irrweg meines Lebens, der Lärm der Welt und vieles mehr haben mich dazu gelockt, mich der Selbstsucht hinzugeben.

Meine Ohren sind verstopft, ich höre mein Herz, das nach Heimat ruft, kaum noch.

Wenn ich nun als Schwerhöriger durch die Welt gehe, brauche ich eine umso klarere Ansage, ein umso eindeutigeren Ruf aus der Heimat, dass ich diese Stimme als Stimme der Heimat erkennen kann.

Wenn dagegen der Bote, der Zeuge, die Heimat nur verschwommen und vermischt offenbart, nimmt mein Herz die warme Stimme des Vaters nicht wahr.

Jesu Gegenwart war wie eine offene Tür, durch die das erscheint, was mein Herz erseht, selbst durch all die Illusion der Welt hindurch.

Offenbar bin ich nicht so. Sonst würden sich „allerlei Zöllner und Sünder“ zu mir nahen. Nicht, weil ich ihnen süße Brosamen hinwerfe oder sie mit Spektakel anziehe. Sondern, weil sie ihre eigene Heimat riechen können.

In kleinen Punkten erlebe ich einen Vorgeschmack.

Wenn Klienten zu mir kommen mit ihrer Not, sage ich ihnen, dass ich ihnen nicht helfen werde, damit es ihnen besser geht. Ich verspreche keine Heilung oder ein besseres Leben.

Sondern ein Leben in höherer Selbstverantwortung. Ein Leben, welches sie mehr ihr Leben nennen können und weniger ein von woanders-her gelebtes Leben.

Noch nie hat jemand daraufhin den bequemeren Weg gewählt.

Wie weit ich jedoch von dem entfernt bin, was hier auf Erden sein soll, spüre ich z. B. wenn ich das Buch „Laurus“ lese. Ich spüre, es ist wahr, dass die brennende Liebe und Nähe zu den Menschen, verbunden mit Gebet und kleinen äußeren Formen das Licht der Heimat aufleuchten lässt. Enorm attraktiv ist und, vor allem Verstehen, Menschen auf ihr eigenes Herz aufmerksam macht.

Jeder Weg ist ein Weg, es geht Schritt für Schritt. Aber eines ist keine Frage vieler Schritte: Die Richtung, auf der ich diesen Weg gehe.

Gehe ich hinab in die Ferne oder in die Nähe.

Übrigens: Dort steht μακρός‭ makrós ‭lang‭; ‭‭vgl. lat.: macer‭ mager, schwächlich, weich, ‭daher:‭ lang;‭

Viele versuchen andere davor zu bewahren in die falsche Richtung zu gehen, indem sie sie bremsen. Mache nicht diese oder jene Fehler.

Aber der Hörer erlebt es als ein Reden von „weniger“.

Allein die Umwendung offenbart die Sonne, die im Osten aufgeht, die Orientierung gibt und eine Erinnerung an die Heimat ist.

Wenn ich nicht leuchte wie der Baum auf dem Parkplatz vor meinem Fenster, der im neuen Schnee erstrahlt, weil er direkt unter einer Laterne steht; warum sollte ein Mensch dann sein Leben für die Wende zum Himmel hin geben?

Ob ich also heilig werden will, ist ein Indikator dafür, ob ich meinen Bruder liebe. Ich werde nicht für mich heilig, sondern der Schnee des Himmels soll in Reinheit das Licht Jesu reflektieren.

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