So 12.03.2023
Joh 4:5-42 Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen
Das Johannesevangelium zu betrachten ohne den Geist Gottes ist wie blindes Taumeln. Ich stoße an Stellen und frage „was ist das?“. Vielleicht erbarmt sich der Geist Gottes.
Heute die Orte: Es wird viel, sehr viel von Orten geredet. Vers 5, 6, 12, 20, 21, 30 und 39.
Die Bedeutung des Ortes scheint jedoch durch Vers 23 relativiert:
“Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten.”
Der Geist des Vaters scheint ohne Ort zu sein. Und ich kann Gott an jedem Ort anbeten, es geschehe im Geist.
Aber es bleibt nicht im Geist. Der Geist sucht einen Ort. Wir Menschen sind wie Jesus, sowohl Geist als auch Leib. Als Leibwesen sind wir an einem Ort.
Vor ein paar Tagen sprach ich über Heimat. Das erstaunliche vertraut sein mit Jerusalem. So wie ich es gewiss auch für den Himmel erwarte.
Johannes betont den Jakobsbrunnen. Ein Ort, der mit gleich zwei Schlüsselfiguren verbunden ist, Jakob und Josef. Und es spielt eine Rolle, bis heute.
Die Menschen aus der Stadt an diesem Brunnen erkennen Jesus als Messias. Verblüffend schnell. Außer Johannes, Nathanael und Petrus fallen mir kaum Menschen ein, die Jesus vor der Auferstehung als Messias erkannt haben.
Der Respekt vor Orten kann gefährlich sein, wenn er als Ersatz für die Begegnung im Geist genutzt wird. Und Orte haben vielleicht keine absolute Bedeutung. Dennoch ist unsere Leibhaftigkeit kein Mangel, sondern eine Berufung, ein Auftrag.
Orte, wo viel gebetet wurde, Orte, an denen Gott Geschichte geschrieben hat, haben Bedeutung. Nicht umsonst ist die Bibel voller Ortsnamen und Zeitangaben.
Wir sind an einem Ort berufen und für einen Ort und eine Zeit berufen. Es ist allermeist nicht Pech, in dieser Zeit und an diesem Ort zu leben. Es ist Auftrag und Gnade. Gnade, weil es mich vor der Beliebigkeit und damit der Überforderung schützt.
Zum Thema Orte gehört das Thema Umstände und Situationen. Beides sind Ort der Berufung, des Redens Gottes zu mir.
Wer dem ausweicht, wird bald „fünf Männer haben, und der jetzige ist nicht der Ehemann“ (V18).
Die Heiligung geschieht anhand der Umstände und der Situationen. Nicht im Ausweichen oder im selbst wählen.
Es geschieht mit dem Geist Gottes an und in dem konkreten Leib. Und ich meine mit Leib hier nicht nur den Körper, sondern die Seele und auch die Seelen der Menschen um mich herum. Das Geld, das ich habe (oder nicht habe), der Beruf, den Chef u. v. m. Auch mein Eingebunden sein in die Geschichte meiner Familie. Ich bin Sohn, und bin ich nicht Sohn, so bin ich nicht.
Und wie sollte jemand, der nicht Sohn sein will, Vater sein können?
(Vergl. das vierte Gebot). Sohn sein ist ein familiärer Ort, wie der Jakobsbrunnen ein geografischer Ort ist.
Jesus wird in Bethlehem geboren. Die Weltgeschichte bringt eine Volkszählung hervor, damit dies geschieht.
Übrigens: Man kann auch nicht aus seinem Ort herausgerufen werden, wenn man keinen hat. Abraham (Abram) wird aus Ur berufen. Und Ur spielt weiter eine Rolle (siehe Rebekka). Aber es braucht einen Ruf Gottes. Sonst ist es die Flucht des „verlorenen Sohnes“ von gestern.
Mein Ort an sich würde mich knechten, wenn ich nicht Gott im Geist anbeten würde. Nur mit dem Geist Gottes wandle ich den Ort meines Leibes in einen Außenposten des Himmels.