In der Heimat nicht beliebt?

Mo 13.03.2023

Lk 4:24-30 „Kein Prophet ist willkommen in seiner Heimat.“

Jesus scheint die Menschen in der Synagoge Seiner Heimat zu brüskieren. Er deutet die großen Propheten Elia (der Streiter mit König Ahab) und Elisa (Heilung des Naaman) als Zeugnis gegen Seine Heimat. Sie hatten große Wunder außerhalb von Israel gewirkt.

Warum tut Jesus das?

Vor zwei Tagen ging es darum, dass die Zöllner und Sünder zu Jesus kommen. Dort war es mir erstaunlich, wie Jesus so attraktiv ist. Es gab keine leicht erkennbaren Gründe.

Hier endet die Geschichte damit, dass sie Jesus zu einem Abhang treiben, um Ihn in ihrer Wut zu Tode zu stürzen.

Und wieso gilt ein Prophet nichts in seiner Heimat?

Ein lokaler Sportler von nationalem Ruhm (oder gar internationalem Ruhm) gilt gerade in seiner Heimat viel. In kleineren Orten feiert man seine lokalen Helden, freut sich an ihm.

Warum lehnt Nazareth Jesu ab?

Nazareth liebt Jesu Größe. Noch kurz vorher (Vers 22) loben sie alle Seine Worte der Gnade. Dort steht ein Wort (cháris), das im Sinne einer Gunst gemeint ist. Es beschreibt die Freundlichkeit und Freigebigkeit des Gebers.

Jesus ist aber nicht gekommen, um sich Freunde zu machen. Er ist nicht gekommen, um Erwartungen zu erfüllen.

Und Er ist auch nicht gekommen, um Gnade über Gnade zu verteilen.

Die Erlösung, die Jesus bringt, ist gerade die Erlösung von unserer Ichsucht. Von dem „haben wollen“.

Nazareth meint, einen kleinen Vorsprung vor anderen zu haben, einen besonderen Grund für mehr Gnade. Als Vaterstadt (V23) haben sie einen gewissen Anspruch auf Wunder. Mehr jedenfalls, als Kapernaum, wo doch so viel geschehen ist.

Irgendwie steht dem Heimatort doch etwas zu, von dem Sohn ihrer Stadt. Wir haben Dich hervorgebracht – sei Deiner Stadt dankbar und – ja in gewisser Weise auch folgsam.

Aber wir haben keinerlei Anspruch auf irgendetwas von Jesus. Nicht, weil wir regelmäßig in die Kirche gehen oder getauft sind oder uns um ein christliches Leben bemühen. Auch nicht, weil wir gerade Geburtstag haben oder ein schweres Leben haben. Nichts.

Die Gnade Jesu ist frei. Für Jesus. Er muss nichts. Auch nicht gnädig sein. Und Er ist es nicht gegenüber jemanden, der meint irgendein Recht Ihm gegenüber zu haben.

Zwar will Er gnädig sein – aber nicht, weil wir darauf ein Recht hätten.

Und ein zweiter Aspekt:

Jesus gibt uns nichts, damit wir etwas haben. Z. B. ein spektakuläres Wunder oder einen nennenswerten Erfolg. Oder gar Geld. Auch nicht Gesundheit.

Sondern Er gibt etwas, damit wir etwas haben, dass wir verantwortlich geben können. Das uns in Menschen wandelt, wie Er ist. In Söhne Gottes.

Wir sind Treuhänder – nicht Eigentümer. Wenn wir etwas besitzen (also darüber verfügen können), sollte uns ganz kribbelig werden, dass wir es wieder geben, um nicht solche zu werden, wie die, die meinten, der Weinberg wäre ihrer (Mt 21:33!).

Es scheint etwas Kleines zu sein, von dem Sohn der Stadt ein kleines Zeichen zu erwarten. Eine kleine Bestätigung der Sonderstellung, Du bist doch unser Sohn.

Aber es ist der Abstieg in die Hölle. Ganz unmittelbar. Null Toleranz.

Jesus deckt diese Herzenshaltung mit grellem Licht auf – und der Abgrund des Herzens der Nazarener wird am Abgrund, auf dem ihre Stadt gebaut ist, offenbar.

Der Weg von der Ichsucht zur Liebe ist lang und Jesus erbarmt sich über mich, egal wo ich stehe – ganz egal!

Wenn ich mich aber umwende und mit Jesus in die andere Richtung gehen will, Jesus für meine Ichsucht gebrauche – dann gibt es keinen Funken Erbarmen. Dann muss ich mich umwenden. Ohne Hilfe! Denn dazu hat mich Jesus schon befähigt.

Meine Würde ist in meiner Wende zu Seinem Weg. Diese Würde übergeht Jesus nicht.

Hinterlasse einen Kommentar