Di 14.03.2023
Mt 18:21-35 Das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger
Nicht eine Vergebungsleistung ist gemeint, sondern es geht um Zugehörigkeit.
Vergebung ist ein sehr grosses Thema. Im vergangenen Jahr habe ich am 03.03.2022 (10.000 Talente https://www.craft.do/s/POhwTuqxoV5iW8 ) und am 22.09.2022 (Vergebung Praxis https://www.craft.do/s/nuVCD2R1Ad4U7C) dazu geschrieben.
Man sagt mir: Ja, wenn der andere um Vergebung bitten würde, dann würde ich ihm gern vergeben.
Das offenbart die „normale“ Haltung. Ich bin wer, und habe etwas, und man kann an mir schuldig werden. Indem man mein Eigentum oder meine Ehre verletzt.
Das gilt für unser Leben als Weltwesen. Als Tiere, die ums Überleben kämpfen. Als Menschen, die existenziell die Anerkennung mindestens eines anderen Menschen brauchen. Dagegen ist nichts zu sagen – innerhalb der Welt.
Wenn jemand aber erkannt hat, dass sein Leben selbst ein Geschenk ist. Das er 10.000 Zentner Gold schuldet, das ist nämlich das Leben, dann ist er nicht ein Eigentümer seiner selbst, sondern ein Verwalter. Der eigentliche Gläubiger ist Gott.
Ich stehe vor dem, von dem ich meine, er schuldet mir etwas, als Vertreter Gottes, dem eigentlichen Eigentümer.
Ich soll im Sinne Gottes mit diesem Besitz, meinem Besitz, umgehen.
Wie nun, geht Gott mit diesen Dingen um?! Wie ist Er gerade mit mir umgegangen? Wie möchte ich, dass Er mit mir umgeht?
In dem Augenblick, in dem ich nicht vergebe, erkläre ich mich zum Eigentümer meiner selbst – und raube mich damit erneut Gott. Ich erkläre, um das Gleichnis zu benutzen, dass ich erneut 10.000 Zentner stehle. Mich selbst.
Ich verliere meine Sohnschaft in dem Maße, indem ich mich als Selbstbesitz verstehe. Indem ich nicht sein will, wie Gott ist.
Und Gott lässt Seine Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte.
Wenn ich vergebe, bin ich keiner, der nur sich selbst entlasten will. Ich bin keiner, der eine Schuld gegen sich erläßt, der einen Verlust in der Buchhaltung abschreibt.
Ich bin einer, der vom Wesen der Welt in das Wesen Gottes wechselt. Der bestätigt, dass dies andere Wesen in mir ist, dass Gott recht hat mich Sohn zu nennen.
Mir scheint, in der Vergebung geht es zumeist (immer?) darum, dass ich von dem anderen verlange, dass er meine Existenz und Würde bestätigt – oder zumindest nicht missachtet oder schmälert.
Aber ist er (der andere) denn mein Vater? Ist er der, der mich als Kind Gottes bestätigen kann?
Er kann mich nur auf weltlicher Ebene bestätigen. In einer provisorischen Weise. Denn mein weltliches Leben ist der Raum, indem ich meine himmlische Heimat finde und annehmen kann. Dort liegt meine eigentliche Würde.
Meine Beobachtung ist, dass es oft unter dem Namen „Ungerechtigkeit“ läuft. Oder unter einem Sachargument. Das Sachargument ist unsere Methode Gerechtigkeit zu verlangen. Als Gesetzgeber und Zeugen nehmen wir dann „die Sache“.
Ist es wahr, dass es mir um die Sache geht? Wirklich?
Einen faktischen Mangel, den der andere mir zufügt?
Dann bin ich erneut und erst recht auf der Ebene der Welt.
Ungerechtigkeit und sich verkannt fühlen, ist noch öfter Grund für Unversöhnlichkeit.
Hier sage ich: Wir gehören entweder beide zum Reich Gottes oder keiner. Niemals wird Gott sagen: „Du zürntest zu Recht mit deinem Nächsten, deiner Frau, deinem Chef, deinem Vater …“.
Sondern: „Was hast du getan, damit jener mit dir vor mir stehen kann?“
„Welche Liebe hast du ihm erwiesen, die seinen Mangel zudeckt – so wie ich es mit dir tat?“
Letztlich kann ich nicht wirklich vergeben und lieben, solange ich als Weltwesen der Welt lebe. Ich brauche dann immer jemanden aus der Welt, der mir meinen Wert gibt, und wenn ich es selbst bin in einem provisorischen Akt der Selbstliebe aus einer Selbstdistanzierung heraus.
Glauben heißt nicht, etwas folgenlos für wahr halten. Sondern an meinem Herzen erkenne ich meinen Glauben. Und dort geht es um konkrete, kleine Schritte. Um die Frage nach meiner Wahrheit. Damit meine ich keine subjektive Wahrheit, sondern mein Maß an Zutrauen zu DER Wahrheit – Jesus Christus. Und den Schritt, den ich daraufhin tue
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Hier noch ein sehr praktisches Beispiel:
Vergebung und Wetter. https://www.craft.do/s/etylfL1HVSTLs2
Vergebungsgebot aus dem Vaterunser: https://www.craft.do/s/Tvtk9qo33xP7Q9
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