Demut ist kein Geschäft

Sa 18.03.2023

Lk 18:9-14 Das Beispiel vom Pharisäer und vom Zöllner

Der Pharisäer macht alles richtig und sagt seinen Dank dafür. Der Zöllner (so etwas wie ein Kollaborateur) bekennt sich als Sünder.

Wie hätte der Pharisäer sich selbst denn als Sünder erkennen können? War er denn einer? Ist es vielleicht besser, zu sündigen wie der Zöllner und dann, sich als Sünder zu bekennen – damit man in der Rolle des Zöllners Rechtfertigung erfährt?

Und außerdem: Will Jesus mich in der Rolle des ewig bettelnden, abhängigen Sünders, der sich selbst ständig an die Brust schlägt – ach ich armer Sünder?

Und die, die sich aufraffen, ordentlich zu leben, die sind dann die Pharisäer?

Schon Nitzsche hat dem Christentum solche Fragen gestellt. Was klein ist und schwach, wird auf das Podest gehoben.

Darum kommen denn auch die Kleinen, die Verlierer und die Schwachen zu Jesus.

Es ist so ähnlich wie, wenn ich sage, ich gehorche zumeist meiner Frau. Dann höre ich, dass das doch einem gesunden Mann nicht gut zu Gesicht steht. Und ja, ich verstehe das.

Aber es ist mir eine große Freude, das zu tun.

Demut ist nicht nur ein nun mal eben zu bezahlender Eintrittsschein in das Reich Gottes. Wenn es von Jesus kommt, muss es etwas Herrliches sein. Und so ist es. Nur der erste Moment schmeckt etwas bitter, dann aber entfaltet es einen Duft der Herrlichkeit.

Wandlung, nicht Status

Ich nenne den Pharisäer einmal den Leistungsträger, denn das scheint er mir zu sein und es passt in unsere Zeit. Es kann auch der große Sozialarbeiter sein, der den Menschen erklärt, wo es langgeht, das Vorbild.

In dem Beispiel nun sagt der Sozialarbeiter: „Ich danke Dir Gott, dass ich mich um die Armen und Kranken kümmere und nicht so egoistisch vor mich hinlebe wie jener, der nur für sich sorgt und noch nicht einmal für ‚Brot für die Welt‘ spendet.“

Jesus betont nun, dass jener Egoist und Weltmensch von Gott geliebt ist. Dass jeder Funke von Reue oder erwachendem Gewissen mehr zählt als der Status quo eines noch so guten Menschen.

Die Wende ist wichtig, der kleinste Schritt der Reue ist mehr als die gewohnte gute Tat.

Das gilt auch für den Sozialarbeiter oder den Manager im VW Vorstand. Erkenne, wer du wirklich bist, von wem du kommst und für wen du sein sollst.

Siehst du nicht, welche Liebe du ausgeschlagen hast?

Wahrnehmungsfähigkeit

In dem Maße, in dem ich gefüllt bin mit guten Werken und mich doch dabei um mich kümmere, kann ich den Anderen nicht wahrnehmen. In mir bin entweder ich – oder ein Raum für den Anderen vor mir.

Der barmherzige Samariter war kein armer Sünder, sondern ein vermögender Geschäftsmann. Man muss nicht bedürftig sein, um bei Gott etwas zu gelten. Sondern leer von sich selbst, damit die Situation, in die Gott mich führt, mich ansprechen kann.

Gemeinschaft

Im Reich Gottes gibt es niemanden, der sich selbst genügt. Wir sind im Reich Gottes in unserer Bezogenheit zu anderen. Wer, weltlich gesehen, perfekt ist und sonst nichts, gehört nicht dazu. Ob ich rauche oder nicht spielt keine Rolle, ob ich tanzen gehe oder nicht spielt keine Rolle. Aber ob ich Menschen wahrnehme und nicht ohne sie in der Herrlichkeit sein will, das spielt eine Rolle.

Jesus sagt: Rechne mir seine Sünde an, ich will nicht ohne ihn zurück in mein Reich.

So geht es genau darum. Deine Sünde ist meine Sünde, deine Schwäche ist meine Schwäche. Wenn du etwas falsch machst, falle es auf mich zurück, denn wir gehören zusammen. Ich habe keinen Vorsprung vor Dir, Bruder, Ehefrau.

Wir kommen nicht durch gute Taten zu Gott, sondern durch Treue, Liebe, Bezogenheit, Annahme des Anderen, Mitgehen, Mittragen als meine Last.

Gehorchen

Wenn ich nun meiner Frau gehorchen möchte, ist dort zunächst das Wort „horchen“ wichtig. Ich will genau hören, was dein Anliegen ist, noch bevor du es nennst. Ich will es hören, um dir Raum zu geben. Damit du in meinem Herzen Platz hast. Damit dein Anliegen meins wird – denn wir gehören doch zusammen und kommen zusammen vor Gott und zu Gott – oder garnicht.

Wenn du ganz in meinem Herzen bist, kann Gott mich nur samt dir erlösen.

Und das wird Er dann auch tun – so kenne ich Ihn.

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