Reden wird überschätzt

Mo 20.03.2023 Hochfest des hl. Josef

Mt 1:16.18-21.24 Josef im Zusammenhang mit Marias Empfängnis

Die Tradition sagt, Josef war sehr viel älter als Maria.

Maria nun bricht plötzlich auf, ins Bergland von Judäa (zu Elisabeth). Als sie nach gut drei Monaten wiederkommt, ist sie offenbar schwanger.

Es war Gelegenheit genug für einen anderen Mann – so sieht es aus.

Warum hat Maria nicht mit Josef gesprochen?

Warum hat Josef Maria nicht gefragt?

So würde uns das heute jeder Ehetherapeut dringend empfehlen.

Nun redet doch miteinander.

Warum Josef schweigt, wird hier angedeutet.

Er war from und wollte Maria nicht bloßstellen. Das muss keine öffentliche Bloßstellung sein. Auch in einem zur Rede stellen, konnte es für Maria nur unangenehm sein. Die Tat war ja ganz offensichtlich. Und sie redetet nicht darüber. Ansprechen bedeutet, die Sünde, die nun schon geschehen war, aufzudecken.

Zur Rede stellen ist schon eine Form von Rache.

Gott aber deckt zu.

Der Sünder selbst kommt zu Gott unter dem Mantel der Intimität und beichtet – oder aber Gott schweigt darüber.

So auch Josef.

Josef hat sehr gelitten. Es war wohl zu schön, um wahr zu sein. Diese wunderbare junge Frau – seine Braut!

Vielleicht war es eine arrangierte Verlobung – das ist weniger schlimm, als es heute gesehen wird. Die Liebe wächst wie ein Baum, sie ist keine Vorfindlichkeit. Sie fällt mir nicht zu – ich suche sie und nähre sie (ein großes Thema).

Josef hatte Maria vertraut. Kein Wort zu ihrer langen Reise. Das Heiligste im Menschen, nämlich zu vertrauen, hatte er ganz investiert – und offenbar ist es nicht geachtet worden. Sein Herz war beschädigt.

Er aber, er denkt an sie. An Maria. Wird sie auch nicht seine Braut sein, soll sie doch so wenig Schaden haben wie möglich. Sie hat sein Herz gebrochen – er aber bricht sie nicht.

Nachdem wir wissen, dass alles gut geworden ist, ist es schnell übersehen, was das zuvor bedeutet hat.

Ein kurzes Wort zu Maria. Ihr Schweigen erinnert mich an die ArkanDisziplin, von der ich zuerst bei Bonhoeffer gelesen habe.

Stellen wir das Heilige nicht viel zu schnell zur Schau? „Gott hat mir gezeigt …“. Heißt das denn überhaupt, dass ich es zeigen soll?

Dass etwas nicht verboten ist, heißt doch garnicht, dass es gut ist. Selbst in einer Ehe nicht. Mich geht bei Weitem nicht alles etwas an, was meine Frau betrifft. Meine und unsere Kultur ist darin leider kein Vorbild.

Josef hatte niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte. So bewegte er es in seinem Herzen. Wohl eine ganze Weile.

Aber wer einsam ist, ist nicht verlassen, wenn er from ist.

From ist im Übrigen nicht frömmelnd, sondern δίκαιος‭ díkaios ‭gerecht‭. Das Wort wird auch von Jesus gesagt. Gerecht, aufrecht, das Recht nicht verletzend. Nix Schwärmerisches.

In tiefster Nacht beugt sich der Herr über ihn und sendet einen Engel unter der Hülle eines Traumes. Er besucht Seinen Knecht. Auch Gottes „Frommheit“ ist wirksam – Er beachtet das Herz der Seinen.

Ich verlinke hier einen schönen Text aus „Evangelium Tag für Tag“.

https://www.craft.do/s/9ux8pPqpDKibQN

Josef hat sein Innenleben nicht nach außen gekehrt. So war dieses Innere in Ihm ein angenehmer Ort für Gott. Für den, der gern im Verborgenen umhergeht. Der, der das Saatkorn in die dunkle Erde legt. Der, dessen Geheimnis Ausdruck des Daheim-seins ist, wie das Wort bekanntlich sagt.

Wenn ich von Menschen nicht verstanden werde oder von ihnen nicht „erkannt“ werde, ist es nicht schade. Es ist im Gegenteil ein Boden, eine Gelegenheit für Gott – denn für Gott ist das verborgene Herz lieblich und anziehend.

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