Vater und Sohn

Mi 22.03.2023

Joh 5:17-30 Jesu Reden über den Vater und Ihn

Bitte den Text bei Johannes lesen – denn er ist extrem dicht.

In einer Kirche, in der wir viele Jahre waren, gab es einen Jugendlichen, der dort sehr aktiv mitwirkte. Er war in jedem Gottesdienst präsent, jeder kannte ihn und wir alle mochten ihn sehr. Sein Wesen hatte etwas Strahlendes.

Eines Tages kam seine Mutter auch in die Kirche. Und als es bekannt wurde, sprachen sie viele an und sagten: „Ach, sie sind die Mutter von XY“ und zollten ihr Respekt.

Weil es noch lange so weiterging, schmunzelte sie, wenn sie sich jemandem vorstellte, der sie noch nicht kannte, indem sie erst ihren Namen sagte – und dann: „Na, ich bin die Mutter von XY“ und ein verstehendes Lächeln ging über das Gesicht des anderen.

In dem Freundeskreis meiner Frau bin ich „nur“ der Mann von ihr. Und das ist nicht als „nur“ gemeint, das ist viel.

In dem Abschnitt bei Johannes wird dieses wesenhaft bezogen-sein ausführlich entfaltet und betont. Auf alles wird es angewendet.

“‭19‭ ‭Da‭ antwortete‭‭ Jesus‭ und‭ sprach‭‭ zu ihnen‭: Wahrlich‭, wahrlich‭, ich sage‭‭ euch‭: Der Sohn‭ kann‭‭‭ nichts‭ von‭ sich selber‭ tun‭‭, sondern‭ was‭ er sieht‭‭ den Vater‭ tun‭‭; denn‭ was‭‭ dieser‭ tut‭‭, das‭ tut‭‭ gleicherweise‭ auch‭ der Sohn‭.‭”

Jesus ist nichts als der Sohn. Er sagt nicht: „Ich bin Jesus, der Sohn von Gott“. Sondern Er ist einfach nur Sohn. Sohn des Vaters und Menschensohn.

Darin ist Er vollständig beschrieben.

Und darin liegt die Erlösung und Sinnstiftung der Welt.

In unser überindividualisierten Welt – die am Ende doch zumeist zeitgeistkonform lebt – ist es kaum fassbar, was das bedeutet.

Wegen Seiner Sohnschaft:

Tut Er, was er tut.

Kennt Er was Er kennt (sieht es).

Weckt Er Tote auf.

Richtet Er.

Ehrt man den Vater in Ihm (dem Sohn).

Ist Sein Wort wirksam zum ewigen Leben.

Werden Tote Ihn hören.

Usw.

Und so auch wir!

In der Vollständigkeit, in der wir unser Sohn-sein leben, haben wir Wesenszüge des Vater – also leben wir im Reich Gottes.

Der Segen, den Gott der Welt spendet, ist nicht dazu da, dass es uns gut geht. Er ist dazu da, das wir Vertrauen zum Vater zu lernen.

Die Prüfungen, die Gott uns sendet, sind dazu da, unser Vertrauen zu klären.

Alles Geschaffene ist vom Vater. Und darum ist es vom Grunde her gut – wenn es auch in der Distanz zu Gott Mängel hat.

Darum ist das gute Werk auch immer ein Werk im Namen des Vaters. Selbst wenn es nicht bewusst ist.

„Ich hörte Dich“, kann der Heide sagen, „aber ich wußte nicht wie Du heißt“.

Ich diente dem unbekannten Gott, wie Paulus sagt (Apg. 17:28 ff).

Praktisch:

Alles Gewissenlose ist lebensgefährlich.

Das klingt plausibel.

Ich meine hier aber genauer: Nicht nur, was gegen das Gewissen ist, sondern das, was ohne das Gewissen ist.

Denn Gott spricht allezeit zu uns. Wenn wir Ihn nicht hören, ist dies die Folge von langem Weghören.

Weghören kann ängstliches Weghören sein, besorgtes oder misstrauisches Weghören.

Es kann auch ein Betäuben des Gewissens durch Geschäftigkeit und Zerstreuung sein.

Ich nenne hier einmal als Beispiel einer ständige Medienberieselung.

Sich eine gute Tat auszudenken ist nicht der Sinn und kann sogar eine Form von Rebellion sein. Praktisch kommen viele schlimme Dinge daher.

Nur eine hörende Tat kann Frucht bringen.

Mir scheint, ein Merkmal dafür ist: Am Übergang von einer selbstbezogenen Tat zu einer hörenden Tat ist zumeist eine Angst. Eine Angst vor Selbstverlust. Eine Angst, die mich fragt: Willst du wirklich „jenem“ vertrauen? Also Gott Vater sein lassen? Die Frage der Schlange.

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